Ostseeman Triathlon Glücksburg 2010 (Bericht und Bilder)

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Ulrike
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Ostseeman Triathlon Glücksburg 2010 (Bericht und Bilder)

Beitragvon Ulrike » 04.08.2010, 22:53

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... g%2042.JPG">

Der Weg nach Hawaii ist weit und voller Hürden. Wie gut, dass es den Ostseeman gibt, bei dem man in leicht verdaulichen Häppchen als Staffel-Teilnehmer in das Triathlon-Langdistanz-Geschehen hineinschnuppern kann. Unser Plan war, dass Konkursus läuft, ich radle und wir für den Kampf mit den Quallen jemand anders suchen. Leider ging der Plan nicht auf, weil sich niemand zum Schwimmen im Meer überreden lassen wollte. Da aber auch 2er-Staffeln möglich waren, übernahm Konkursus, der im Gegensatz zu mir das Kraulen beherrscht, notgedrungen auch den Schwimmpart.

Wir quartierten uns im Strandhotel ein, das direkt in das Wettkampfgetümmel eingebunden war und hatten damit den Zieleinlauf und die Wechselzone genau vor der Haustür.

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Wir kamen am Freitag abend an und konnten erstmal in Ruhe das Umfeld inspizieren, ganz besonders den pfeifenden Wind und die Wellen. Am Samstag wurde zuerst mit Leuten vom TriCamp die 30 km-Runde der Radstrecke abgefahren mit dem vielversprechenden Hinweis, dass die 2 - 3 Hügel ab der 5. Runde garantiert weh tun würden. Dann ging's zur obligatorischen Wettkampfbesprechung. Danach war noch etwas Zeit, die wir zum Verbessern unserer Orientierungs- und GPS-Kenntnisse nutzen wollten. Auf dem Rückweg zum Hotel waren zwei Geocaches versteckt, die dafür geloggt werden sollten. Einen haben wir sogar gefunden, nachdem der Garmin ausnahmsweise mal fast punktgenau gepiept hatte.

Dann wurde es Zeit, den Rad-Check-in aufzusuchen. Vor unserer Abfahrt hatte ich mir noch den Tri-Aufsatz von Konkursus aufgeschraubt, um nicht vollkommen dilettantisch auszusehen, was auch die richtige Entscheidung war. Mindestens 80 % der abgestellten Räder waren reinrassige Zeitfahrräder, die restlichen hatten wenigstens einen Aero-Aufsatz. Kurz vorm Check-in fiel mir ein, dass für einen Tri-Aufsatz der Sattel vor und hoch gestellt werden sollte, und damit ging der Ärger los. Beim Mini-Tool, das wir mithatten, befanden sich zwar alle möglichen Inbus-Schlüssel, nur keiner, der für den Sattel passte. Zum Glück war vor dem Check-in der Rad-Service aufgebaut. Also schnell einen passenden Schlüssel ausgeborgt und den Sattel verstellt. Da ich manchmal dazu neige, Schrauben nicht fest genug zu drehen, und auf keinen Fall Probleme mit einem herunterrutschenden Sattel haben wollte, drehte ich die Schraube vom Klemmring mit Kraft zu und - zack - war sie abgebrochen. Also wieder hin zu den Jungs vom Rad-Service. "Tja, tja, kann man nichts machen, die Restschraube geht nicht raus. Und tschüss."

Zum Glück hatte auch Konkursus sein Rad mit und schnell seinen Klemmring abmontiert, der - wie sollte es anders sein - eine etwas andere Größe hatte. Da die Abweichung nur leicht war und mit ein bisschen Nachdruck was zu machen war, startete ich einen weiteren Versuch beim Rad-Service. Nachdem ich das vorwurfsvolle "Passt nicht!!" mit einem verzweifelten Blick quittiert hatte, kam dann doch noch etwas kreative Energie auf. Der Ring wurde mit irgendeinem Werkzeug draufgehauen und mit einer längeren Schraube, die sich tatsächlich in einem Materialsammelsurium vor Ort befand, festgemacht, nur leider in der alten Höhe, was dann aber auch egal war. Der Helm- und Bremsen-TÜV wurde problemlos absolviert und endlich stand das Rad wohlbehalten in der separaten Staffelwechselzone.

Abends wollten wir unsere neue Errungenschaft in Form einer Airchamp Pro Kartuschenpumpe testen, die wir eigens für dieses Rennen angeschafft hatten. Konkursus ließ bei seinem Rad die Luft ab, bediente die Pumpe nach Anleitung und nichts tat sich. Nicht der leiseste Lufthauch entwich. Das Googeln nach einer Lösung führte nur zu einem Hilferuf eines anderen Airchamp-Opfers mit dem gleichen Problem, der in seinem Forum von niemandem eine Antwort bekommen hatte. Damit wanderte die Pumpe zurück in die Reisetasche.

Das Strandhotel servierte am "Race Day" schon ab 5:30 Uhr Frühstück (leider ohne Bananen), sodass wir rechtzeitig zur Armbeschriftung kamen, die auch Staffelradler (Warum ???) bekamen. Um 7:00 Uhr starteten die Schwimmer nach einer stimmungsvollen Ansprache zur Musik von Enya, sodass richtiges Hollywood-Feeling aufkam. Wind und Wellen hatten sich zum Glück etwas beruhigt. Die Staffelschwimmer hatten gelbe Badekappen und die Einzelstarter pinkfarbige. Es hatten doch sehr viele von der Staffelmöglichkeit Gebrauch gemacht.

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Als die Schwimmer unterwegs waren, konnte ich in Ruhe mein Rad mit Verpflegung und Handy bestücken und mich über den einen oder anderen kuriosen Mitstreiter wundern.

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Nach ca. 1,5 Std. ging ich in die überfüllte Staffelübergabezone, die sich nach und nach leerte, bis nur noch eine Handvoll Radler übrig waren, die verzweifelt auf ihre Schwimmer warteten. Zwischendurch wurde ein Schwimmer angesagt, der für großes Aufsehen sorgte, weil er mit Fotoapparat im Wasser gesichtet worden war. Das wohl der Peter. Nach knapp 2 Std. erschien als vorletzter Staffel-Schwimmer und drittletzter Schwimmer insgesamt endlich Konkursus, der eigentlich nach 1,5 Std. fertig sein wollte. Für Fragen war keine Zeit, schnell den Transponder übernommen und hinüber zum Radstellplatz. Nur ließ sich das Transponderarmband auf die Schnelle nicht schließen. Der Klettverschluss klettete überall, nur nicht da, wo er sollte. Der Bewacher vom Fahrradplatz hatte Mitleid und machte das Armband zu. Gerettet!

Das nächste Elend ließ nicht lange auf sich warten. Konkursus, der immer sehr materialbewusst ist, hatte sich auch eine tolle Trinkflasche für den Aero-Aufsatz gekauft, deren Schwamm allerdings schon beim DextroEnergy letztes Jahr in der Wechselzone geklaut worden war. Schwamm ist Schwamm dachten wir und packten einen anderen rein. Das war ein schwerer Irrtum. Beim ersten Hubbel bekam ich eine Gesichtsdusche und die Flasche mit der klebrigen Iso-Plörre leerte sich auf diesem Wege nach und nach.

Ansonsten lief es sehr gut, auch wenn es mit teilweise 500 Radfahrern auf einer 30 km-Runde ziemlich voll war. Dafür waren die Glückburger 10 m zur Stauvermeidung auch etwas kürzer. Der Motorrad-Sheriff fuhr in der ganzen Zeit nur zweimal vorbei, um pro forma "Windschatten" zu rufen, was aber niemand so richtig ernst nahm. Kaum war er vorbei, halbierten sich die Abstände schnell wieder. Die Strecke war teilweise hügelig, sehr verwinkelt und eng, an manchen Stellen nur etwas breiter als ein normaler Radweg, wodurch das Überholen nicht einfach war. Ein anderes Stück war ganz flach und führte an das Ende einer Landzunge, wo ein Wendepunkt war. Hier pfiff der Wind drüber. Am Ende der Runde ging es im Ort eine kleine steile Rampe hoch, an der sich beidseitig die Zuschauer drängten, und danach die Hauptstraße bergab mit Schwung durch den Rest des Ortes.

Auf dem Weg lagen so viele verlorene Aeroflaschenschwämme, dass ich das ganze Trikot hätte vollsammeln können. Aber Anhalten war beim besten Willen nicht drin. Wahrscheinlich weil es das Ende einer langen RTF ist und das Körpergedächtnis auf Aufhören eingestellt ist, kam bei ca. km 150 km eine kleine Schwächephase, die jedoch mit einer italienischen Koffein-Guarana-Ampulle, die sich im Starterbeutel von Milano-Sanremo befunden hatte, schnell bekämpft werden konnte. Etliche andere Fahrer, auch Einzelfahrer, die an der andersfarbigen Startnummer zu erkennen waren und offenbar nicht über so ein prima Dopingmittel verfügten, sahen in den letzten beiden Runden so schlecht aus, dass beim besten Willen nicht vorstellbar war, wie sie noch einen Marathon laufen wollten. Einer war schon so "durch den Wind", dass er kurz davor war, die Hütchen der Streckenabtrennung umzufahren.

Auf den letzten 20 km fingen bei mir wieder sehr schmerzhafte Krämpfe in beiden Beinen an, die letzten 10 km gingen nur noch im Stehen. Irgendwie schaffte ich es trotzdem, zur Wechselzone und zur Staffelübergabe zu kommen, um Konkursus den Transponder umzuschnallen und mich dann beruhigt auf den Rasen sinken zu lassen. Da spielten die Krämpfe total verrückt. Ein Aufstehen war nicht mehr möglich. Ein paar gelangweilte Bundeswehrsanitäter bekamen das mit, freuten sich, endlich eine Aufgabe zu haben und brachten mich auf einer Trage in ihr Zelt. Nach der Diagnose "untergekühlte Beine und zu wenig Flüssigkeit" gab's eine Wolldecke und paar Becher Wasser. Nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und ich konnte nach dem Aufsuchen des gut bestückten Verpflegungsstandes ins Hotel zum Duschen, um dann das Rad abzuholen und Ausschau nach Konkursus auf der Laufstrecke zu halten, der 12:20:34 Std. nach dem Start ins Ziel kam. Den Zieleinlauf machten die Staffelmitglieder gemeinsam, um dann die schöne "Relay"-Medaille umgehängt zu bekommen.

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Trotz der kleinen - letztlich selbst eingebrockten - Probleme und dem stark verbesserungsbedürftigen Rad-Service war es eine tolle stimmungsvolle Veranstaltung, die jedem ans Herz gelegt werden kann, der die Langdistanz ganz oder stückchenweise absolvieren will, ohne die Notwendigkeit einer Qualifizierung, und der auch damit leben kann, die Wechselzeiten nicht ausgewiesen zu bekommen, die wurden einfach dem Radteil zugeschlagen. Aber man hat ja schließlich einen Tacho und der zeigte für die 180 km einen Schnitt von 30 km/h, immerhin eine solide Basis, um die Langdistanz ingesamt "auf Ankommen" in Angriff zu nehmen, aber irgendwo, wo die Zielzeit eine Stunde länger ist, als die 15 Stunden von Glücksburg. Mal schnell durchgerechnet: 2 Stunden Brustschwimmen, 6 Stunden Rad, 5 Stunden Marathon + 3 Std. für Unvorhergesehenes und Ermüdung. Müsste klappen. Für W55 spielt die Zeit für eine Platzierung sowieso kaum eine Rolle. Nach W45 kam in Glücksburg nichts mehr.

Ulrike
Zuletzt geändert von Ulrike am 04.08.2010, 23:14, insgesamt 1-mal geändert.
Hilfe !! Ich brauch' einen 48 Std.-Tag!
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Ostseeman Triathlon Glücksburg 2010 (Bericht und Bilder)

Beitragvon Helmut » 04.08.2010, 23:13

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... g%2027.JPG">

Peter Schimming vom RV Endspurt Hamburg schrieb:

<b>Flensburger Pilsener OstseeMan in Glücksburg am 01.08.2010</b>

7.00 Uhr: OstseeMan-Renndirektor Reinhard Husen gibt den Startschuss zum 9. Flensburger Pilsener Ostseeman, Deutschlands einzigem Lang-Distanz Triathlon im offenem Meer mit Massenstart am Kurstrand von Glücksburg. 800 Schwimmer stürzen sich in die 20 Grad warme Ostsee. 3,8 km müssen die Ausdauersportler durch die Flensburger Förde schwimmen; danach waren sechs Runden à 30 Kilometer mit dem Rad auf einen Rundkurs zur Halbinsel Holnis und wieder zurück zu absolvieren. Sechsmal durch die Stadt Glücksburg, wo eine begeisterte Zuschauermenge die Athleten bejubelte. Aber nicht nur dort. In Wees, Oxüll, Munkbrarup, Ringsberg, Rüde, Bockholm - wo die Rennstrecke verlief, waren die Bewohner und zugereisten Zuschauer mit Kochpötten, Bratpfannen, Ratschen, Tröten und werweiß was sonst bewaffnet und feuerten die Sportler nur so an, was das Zeug hielt. Eine fantastische Atmosphäre. Es waren Szenen, vergleichbar wie bei der „Tour de France“, wo die Fans auch so begeistert sind.

Nach dem Radfahren kam der Marathon. Zuerst ging es auf der Strandpromenade Richtung Campingplatz Schwennau. Hier wurden die Sportler vom Berliner Triathlon 09 e.V. mit Megaphone herzlich begrüßt. Weiter ging es zum Wendepunkt und wieder zurück bis Schwenau, von dort durch den Ortskern zum Schlosspark, vorbei an dem Wasserschloss, rechts rum Richtung Hafen, dann immer am Wasser entlang, wieder zum Startpunkt, der auch gleichzeitig Zielpunkt war. Für jede Runde gab es ein Halsband. Fünf Halsbänder und man war Ostseeman.

Nach 8 Std. 27 Min. 10 Sek. kam Christian Nischke aus Rostock als erster ins Ziel und stellte zugleich einen neuen Streckenrekord auf. Mit einer Traumzeit von 10 Std. 10 Min.10 Sek.(10:10:10) erkämpfte sich die 42-jährige Hamburgerin Dörte Siebke den 1. Platz bei den Frauen. Dreimal die 10, und das mit der Startnummer 13. Vom ersten bis zum letzten Teilnehmer wurde ein jeder herzlich von den Glücksburgern im Zieleinlauf bejubelt. Ostseeman-Renndirektor Reinhard Husen und sein Team überreichten freudestrahlend die Medaillen.

22.00 Uhr - Offizieller Zielschluss: Ein Ausdauersportler war noch auf der Laufstrecke. Reinhard Husen und sein Team warteten, bis auch dieser Trisportler ins Ziel kam. Um 22.15 Uhr hatte auch der allerletzte das Ziel erreicht. Respekt. Eine grandiose Leistung. Insgesamt nahmen 1.300 Frauen und Männer am Ostseeman teil. 550 Einzelstarter und 750 Staffelteilnehmer, eine neue Rekordteilnehmerzahl!

Der Tag verabschiedete sich mit einem traumhaften Abendrot und einem Feuerwerk wie es auf Hawaii nicht besser sein könnte. Hier kommen die

Bilder vom OstseeMan Triathlon in Glücksburg.

Für die Bilder gilt: Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Kontakt: Dominik.Schimming (ät) gmx.de

Schöne Grüße aus der „Holsteinischen Südsee“.

Peter

<img src="http://bilder.helmuts-fahrrad-seiten.de ... %20128.JPG">
Zuletzt geändert von Helmut am 09.08.2010, 22:01, insgesamt 3-mal geändert.
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Helmut » 04.08.2010, 23:32

@ Ulrike

Tolle Leistung von Euch beiden und ein Text, über den Peter und ich eben Tränen gelacht haben.

Köstlich! :Totlach:
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Konkursus
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Bericht Teil 2 (Schwimmen und Laufen)

Beitragvon Konkursus » 06.08.2010, 22:19

Na ja, Ulrike hat ja schon prächtig geschildert, wie ich zu meinem Doppelstart in Glücksburg gekommen bin. Neben Trondheim-Oslo sollte der Ostseeman einer der Saisonhöhepunkte sein. Allerdings ging bei mir schon in der Vorphase so viel schief, dass sich jeder, der auch nur etwas von Trainingslehre versteht, an den Kopf fassen wird.

Nachdem eine Woche nach dem Strongman der Hamburg-Marathon mit 3:33:41 geschafft war, konzentrierte ich mich aufs Rad, um Anfang Juni mit einem Steffny-easy-going-Trainingsplan mit Zielzeit 3.29 das Marathontraining wieder aufzunehmen. Nach Trondheim-Oslo sollte Ende Juni das Schwimmtraining dazu kommen. Alles kam anders! Schlag auf Schlag:

01.07. Diagnose Abzess am Hinterteil mit mind. 2 Wochen totalem Sportverbot.

05.07. Operation, danach täglicher Verbandswechsel. Zum Glück heilt die Wunde extrem gut.

11.07. Ich darf wieder laufen! 16 km müssen es sein. Mein Dauerproblem meldet sich mit einem leichten Ziehen, Arthrose im linken Sprunggelenk.

19.07. Noch ein Versuch, den Laufplan einzuhalten, endet nach 13 km mit Notstopp. Ein herrlicher Arthroseschmerz machte sich breit. Da stand ich da mit meinem Pech. Das Schlimme daran ist nur, Gehen tut noch mehr weh als Laufen. Also Zähne zusammen und ab nach Hause. Nun war definitiv klar, dass die nächste Hyaluron-Spritze fällig war, eine Art künstliche Gelenkschmiere, die ein paar Monate vorhält. Den zuständigen Arzt angerufen, ist im Urlaub. Kollege ist aber da, macht das was? Nein, ich brauche nur eine Hyaluronspritze. Termin bekommen für den

20.07. Auf nach Bremen. Ja, was haben Sie denn da? Nichts weiter, ich brauche nur eine Hyaluronspritze, der übliche 3-Monats-Zeitraum ist um. Hat Ihnen das jemand verschrieben Nein!!!!!! Die Zeit ist einfach um. Ja, was wollen Sie denn machen? Marathonpart in einer Staffel beim Ostseeman, ungläubiges Angucken. Schwimmen Sie doch, das ist besser für Sie. Mach ich doch auch noch. Noch ungläubiger. Legen Sie sich mal hin, das Gelenk punktieren wir erst einmal. Dann bekommen Sie noch einen Tapeverband, den können Sie am Freitag abmachen, dann mit Schwimmen anfangen und nächste Woche mit Laufen.

23.07. Das Tape kommt ab. Langsam wurde die Zeit verdammt eng. Beim Schwimmen war an ein richtig strukturiertes Training nicht mehr zu denken. Einfach nur an die Länge gewöhnen. 1.3 Km, 1.6 Km und 1.9 Km standen auf dem Plan frei nach der Devise, dass man im Wettkampf das Doppelte der letzten Trainingssstrecke schafft. Bekam Angst vorm Verschwimmen im offenen Meer. Schnell noch im Internet eine Schwimmbrille mit optischen Gläsern geordert.

26.07 Die erste Laufeinheit nach dem Verband. Ein Waterloo. Nichts hatte sich gebessert, eher noch schlechter. Der Vertretungsarzt hatte sich wohl nicht an's Hyaluron 'rangetraut, sondern nur Flüssigkeit entnommen. Um auf Nummer sicher zu gehen, rief ich in der Praxis an, um nachzufragen, was überhaupt gemacht worden war. Mir fiel fast der Hörer aus der Hand, als mir der AB verkündete, dass die Praxis die nächsten 2 Wochen wegen Urlaub geschlossen hatte.

27.07. Anruf in Hamburg beim ehemaligen Mannschaftsarzt von Stevens Racing, dem Mann für alle Notlagen. Er ist nicht im Urlaub, hat für den nächsten Tag einen Termin.

28.07. Ohne Diskussion bekam ich die rettende Spritze. Abends geschwommen, gute Zeit über 1.6 Km in GA1 mit der neuen Brille, die prompt geliefert wurde. Ich war mehr als zufrieden, Zeit stimmte, Kraulstil klappte auch und ich konnte endlich im Wasser etwas sehen.

29.07. Noch einmal 12 Km gelaufen und siehe da, es klappte. Abends 1.9 Km geschwommen in GA1 (die letzten Bahnen in GA2), 0:45:20, ist zwar für jüngere Sportler absolut unterirdisch, damit aber meine Bestzeit von Wiesbaden 70.3 auf die Sekunde eingestellt. Und das locker. Wollte ich ursprünglich 1:30 im Schwimmen erreichen, träumte ich doch schon ganz leicht von einer 1:20er. O s t s e e m a n, ich komme. Schwimmen sollte also klappen, beim Laufen wollte ich vorsichtig sein, erst mal sehen wie sich alles entwickelt.

30.07. Ankunft in Glücksburg

Wie Ulrike schon berichtet hat, sind wir gut angekommen und haben am Freitag in Glücksburg den Einmarsch einiger Triathleten angeguckt und die Konkurrenz betrachtet. Manche Teams hatten sich sogar extra Teamshirts individuell für jede Disziplin machen lassen einschließlich Kind als Crew.

<img src="http://wp.seniorensport-extrem.de/pic/ostseeman7.jpg" alt="">

Dann kam der große Tag.... Früh aufgestanden, beschriftet und dann um 06:30 zum Einschwimmen. Kraulen klappte gut. Als absoluter Rookie wollte ich dem großen Gedrängel ausweichen und stellte mich links außen an. Nach einem Frühgebet und den Nationalhymnen der Heimatländer der Teilnehmer ging es pünktlich um 07:00 los. Und ich mittendrin. Ein Tuten der Motorboote und ab ging die Post. Kaum Feindberührung, mitgeschwommen.....und auf einmal ging gar nichts mehr. Nach einem ordentlichen Schwall Dieselabluft bekam ich kaum noch Luft, der Neo drückte gefühlsmäßig alles zu und ich musste sofort aus dem Kraulstil raus in den Bruststil, um überhaupt noch weiterzumachen. Andere schwammen auch Brust, so empfand ich diesen Stil als gar nicht so schlimm. Ich ärgerte mich aber über mich selbst, auch, weil ich nicht mehr in den Kraulstil zurückwechselte. Wie langsam auch Kraulen sein kann, merkte ich, als ich sogar einen Krauler überholte. Nach ca. 1.500 m wurde ich dann gar von dem führenden Schwimmer überrundet, da fiel bei mir der Cent, dass es zeitmäßig ganz arg werden würde, zumal jetzt wegen der blöden Beinbewegungen Krämpfe auftraten. Meinen Weichteilen tat die Kompression des Neo gar nicht gut, es war richtig heiter. Glücklicherweise hatte ich die anderen Brustler immer schön im Blick.

Ab der zweiten Hälfte der zweiten Runde gab es dann mit Kajakfahrern und dem DLRG-Boot richtig individuelle Betreuung. Ich dachte nur, mache ich einen solch schwachen Eindruck? Dann kam das Ziel immer näher, der Streckensprecher ist schon zu hören. Ich weiß nicht, was meine Beine auf dem Strand machen. Erst mal gucken, was der vorherige Schwimmer macht. Der bricht vor den ganzen Zuschauern wieder zusammen und schaffts erst im zweiten Anlauf. Oh nein, nur das nicht. Ich bekomme langsam Grund unter die Füße, taste mich vor, es geht. Da höre ich wieder den Streckensprecher, Nr. 775, zwei Stunden Beinschlag, schafft er es allein an Land zu kommen. Ja, er schafft es und unter zwei Stunden.....

<img src="http://wp.seniorensport-extrem.de/pic/ostseeman10.jpg" alt="">

Jetzt schnell in die Wechselzone, Ulrike den Transponder gegeben und nur noch gedacht, Sch.....Langdistanz, wer ist bloß auf diese Schwachsinnsidee gekommen, hieran teilzunehmen, nur verrückt.

Dann erst einmal Pause, im Hotel umgezogen, bei einem Crêpes-Stand zwischendurch 2 Crêpes geholt, Marathon der Männer bei der EM gesehen und...nein, nicht erholt, ich hatte mich ja nicht angestrengt. Dann zur Radstrecke, um die Rundenzeiten von Ulrike auszurechnen. Gerade bin ich da (schöne Bergabpassage), kommt sie auch schon zum Ende der zweiten Runde. Hallo??? 1:54 für 60 km, das machte das Schwimmergebnis umso ärgerlicher. Nach eine Runde abwarten, wieder eine 57er Zeit. Langsam wieder ins Hotel, auf Wechselzeit 14:40 - 14:45 eingestellt. Nun allerdings musste ich warten, andere Läufer auch, die wurden ganz nervös (ja, vielleicht Panne, dann sind 10 Minuten weg). Endlich gegen 15:04 kam Ulrike dann. Und was soll ich sagen. Sah sie nach der dritten Runde topfit aus, war ihr Zustand am Ende leicht verändert. Sie konnte mir aber noch den Transponder umbinden, am Ausgang der Wechselzone ein Piep und ab gings auf die Laufstrecke, 5 Runden von gut 8,4 km.

<img src="http://wp.seniorensport-extrem.de/pic/ostseeman5.jpg" alt="">

Meine Taktik war, auszuprobieren, ob das Sprungelenk mitmachte und nicht zu überpacen. Also mehr ein flotter Trainingslauf. Ich habe lange ein 5:30er Tempo gehalten, was aber wegen der Strecke (verwinkelt, teilweise schlechte Bodenbeschaffenheit, doch einige Höhenmeter) nicht mehr ging. hab dann immer ausgerechnet, ob wir das Zeitlimit einhalten, wenn ich wegen Sprunggelenk vielleicht nur noch gehen kann. Da war ich aber bald im grünen Bereich. Einige wenige Male bin ich gegangen, mehr aus Bequemlichkeit als aus Notwendigkeit, der Lauf gefiel mir. Einige Läufer (auch Staffel), die mich vorher überholt hatten, konnten zurücküberholt werden, die HM-Zeit war knapp über zwei Stunden. Einen leichten Zwischenfall gab es noch auf der dritten oder vierten Runde. Im Bereich des Campingplatzes (siehe Fotos 107-110 von Peter) war eine schöne Aufpflasterung. Sicher, es war dort ein Warnschild, aber im zweiten Streckenteil merkst du nicht mehr soviel. Die Füße kommen auch nicht mehr so schön hoch. Und dann hat es mich doch glatt hingelegt. Volle Kanne vor den Tisch des Streckensprechers. Aber bangemachen gilt nicht, wieder aufgestanden und weiter gings. Das Glas von meinem neuen Garmin war kaputt, mein linkes Knie blutig und ein aufgeregtes Kind rief "Mama, wie sieht der Mann denn aus!"

<img src="http://wp.seniorensport-extrem.de/pic/ostseeman8.jpg" alt="">

Aber was soll's. Was einen nicht umbringt, macht einen stärker. Relativ locker den Lauf dann zuende gebracht, die letzten 1,5 km waren herrlich. Ich hatte mir vorgenommen ab dem 7-km-Rundenschild, ab dem noch ca. 1.4 km zu laufen waren, ordentlich Gas zu geben. Im Rahmen meiner einschränkten Möglichkeiten klappte es auch. Noch eine Staffelläuferin überholt und endlich in die Zielgerade, Ulrike gesehen und Hand in Hand durchs Ziel gelaufen. M-Zeit von 4:16 h zwar objektiv bescheiden, aber unter den Gegebenheiten in Ordnung, eine gewisse Vorbelastung durch 3,9 km Brustschwimmen war ja auch da.

Hatte ich geschrieben, Langdistanz warum? Kann nicht sein, die Frage ist doch, welche kommt als nächstes. Aufgaben über den Winter gibt es also reichlich. Sicherlich wieder wie in diesem Winter eine konsequente Marathonvorbereitung, aber auch regelmäßiges Schwimmen.

Am Ende muss ich aber ganz besonders die Organisatoren des Ostseeman loben und die Zuschauer vor Ort. Was die Organisatoren auf die Beine gestellt haben, war wirklich super. Eine Betreuung und Versorgung, die keine Wünsche offen ließ. Streckensprecher, die auch noch den letzten Läufer nach 22:00 Uhr ansagten. Eine Individualität, die ihresgleichen sucht. Die Versorgung an der Strecke, super, ein Einsatz der Helfer, wie er nicht besser sein konnte. Dies gilt auch für die Zuschauer überall. Am besten hat mir die Truppe beim zweiten Wendepunkt im Wald gefallen.Vor mir lief eine ganze Zeit ein Paulianer. Da hörte ich im Wald schon "St. Pauli! St. Pauli!"

Fazit: Sehr empfehlenswert. Gerne wieder.

Konkursus
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Re: Bericht Teil 2 (Schwimmen und Laufen)

Beitragvon Zeven5 » 06.08.2010, 23:54

Konkursus hat geschrieben:...
:D
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Johanna
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Beitragvon Johanna » 07.08.2010, 17:00

Hallo Ihr,

vielen Dank mal wieder für die Berichterstattung, in bekannter Manier sehr unterhaltsam geschrieben!
Klasse Radleistung von Ulrike und doch 'ne prima Zeit für den Marathon?
Hut ab! :gruss:

:wink:
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Der Kran
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Jetzt bin ich ein OstseeMan

Beitragvon Der Kran » 09.08.2010, 00:21

Vor fast zwei Jahren hatte ich den Entschluss gefasst, mal einen Langtriathlon zu bestreiten. Über den Betriebssportverband Hamburg bin ich auf den Ostseeman in Glücksburg gestoßen. Eigentlich wollte ich schon 2009 am Ostseeman teilnehmen. Doch nach einem Ausrutscher auf matschigem Schnee beim Spazierengehen mit dem Hund Anfang Januar 2009 und Überdehnung einiger Sehnen im Knöchelbereich war zunächst Schluss mit Laufen. Als es dann nach etwa einem halben Jahr wieder besser ging, musste ich gleich übertreiben. Das hat nur ein Knie mitgemacht, das andere hat dafür gesorgt, dass zunächst längeres Laufen wieder nicht ging. Sicher wäre einiges mit entsprechender ärztlicher Hilfe schneller gegangen. Aber Sport ist mein Hobby – wenn's nicht geht, dann gibt’s halt ’ne Pause.

Doch dieses Jahr lief es rund. Nach dem Hamburg Marathon, zwei OD-Triathlons (Geesthacht und Hamburg) und dem Familienurlaub in Dänemark mit Lauf-, Rad- und Schwimmtraining, war ich guten Mutes zumindest einigermaßen durchzukommen. OK beim Schwimmen kann man eigentlich nicht von Training reden – ich kann mich halt einigermaßen über Wasser halten.

Die Familie hatte an dem Wochenende etwas anderes vor, so bin ich am Samstag, leider viel zu spät, in Richtung Glücksburg aufgebrochen. Es war Bettenwechsel in Dänemark angesagt. Vor der Brücke über dem Nord-Ostsee-Kanal waren viele Kilometer stop and go. Da tat das linke Knie vom ganzen Kuppeln schon weh. Die Wettkampfbesprechung habe somit natürlich nicht mehr geschafft

Nach Abholen der Startunterlagen habe ich auf dem Campingplatz Schwennau (nahe der Wechselzone und direkt an der Laufstrecke) mein Zelt aufgeschlagen. Danach dann das Rad zum Einchecken gebracht und mit der zur Verfügung gestellten Fahrradgarage vor Blicke und Regen geschützt.

Man bekommt drei Kleiderbeutel - einen für den Wechsel Swim-Bike, einen für Bike-Run und einen für die Sachen danach. Das war schon mal anders als bei den Triathlon-Wettkämpfen, an denen ich bisher teilgenommen habe; da gab's nur einen Beutel für die Sachen danach - der Rest wurde beim Rad deponiert.

Zurück auf dem Campingplatz, schon mal angefangen die entsprechenden Kleiderbeutel zu bestücken. Und ganz wichtig die private Pasta-Party im Zelt (die offizielle war am Freitagabend), denn bis dahin hatte ich eigentlich nur gefrühstückt.

Ein Spaziergang an der Ostsee ließ mich dann erschauern - es war windig, es waren Schaumkronen auf dem Wasser - ich hab' gedacht: Was tust du dir bloß an. Aber laut Wettervorhersage sollte am Sonntag weniger Wind sein - so war's dann auch.

Sonntagmorgen um 4:00 Uhr klingelte im Nachbarzelt schon ein Handy – gegen 05:30 Uhr habe ich mich dann auch aufgerappelt - und erst einmal gefrühstückt. Lance Armstrong empfiehlt das Brötchen mit Erdnussbutter, Honig und Bananenscheiben zu belegen. Erdnussbutter fehlt, der Rest muss reichen.

Dann fängt es an im Kopf zu rotieren - was muss in welchen Beutel? Die Sachen für danach habe ich ja auf dem Weg dahin noch an - können also erst in der Wechselzone in den Beutel. Der Neo muss gar nicht in den Beutel, der kann unter den Arm geklemmt werden. Wo muss meine Sehhilfe, mit der ich auch Rad fahre, hin? Usw., usw. Erstaunlich wie schnell die Zeit dabei vergeht. Zwischendurch noch mal das gewisse Örtchen aufgesucht.

Plötzlich ist es schon 06:10. Jetzt wird es Zeit. Da sehe wie andere auf dem Campingplatz schon den Neo anziehen - gute Idee - das mache ich auch. Dann die Beutel unter den Arm und ab in die Wechselzone - das Rad vom Regenschutz befreit - Helm, Handschuhe und Radschuhe am Rad deponiert und dann der fatale Fehler - ich packe die Brille samt Handtücher in den Kleiderbeutel Swim-Bike.

Der Rad-Lauf-Beutel wird in der Wechselzone an der entsprechenden Stelle deponiert. Jetzt muss ich nur noch Beutel für nachher abgeben und eine Oberarmbeschriftung bekommen - dort sind Schlangen. Also erst den Beutel abgeben - das geht doch recht zügig - die werden erst alle auf einen Haufen gelegt und von fleißigen Helfern später einsortiert.

Dann zur Oberarmbeschriftung - mittlerweile schwitze ich im Neo schon sehr. Also Oberarm freimachen - auf der verschwitzten Haut hält der Edding nicht. Drei Stifte werden durchprobiert, keiner haftet - dann eben nicht. Vor dem Schwimmstart noch mal kurz eine 0,5 L Wasserflasche geleert. Am Strand den Swim-Bike (den mit der Brille) deponiert und die restlichen 10 min bis zum Start gewartet. Es folgt eine kurze Andacht und die Nationalhymnen der teilnehmenden Sportler werden abgespielt.

Ich gehe gemütlich ins Wasser und dann geht's los - 3,8 km liegen vor mir. Aber irgendwie geht's doch. Geschwommen wird ein Dreieckskurs von ca. 1,9 km, der zweimal zu durchschwimmen ist. Zwischendurch merke ich, wie der Neo in der rechten Kniekehle zwackt - kann man jetzt auch nicht ändern. Auf der zweiten Runde sehe ich an der Wendeboje im Yachthafen jemand mit einem Fotoapparat hantieren – Peter Schimming war’s. Vielen Dank für das Bild.

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Nach knapp 1:50 torkele ich an Land. Mir kommt es vor, als wäre unheimlich viel Wasser in den Neo reingelaufen. Ich muss aufpassen, nicht gleich bäuchlings wieder ins Wasser zu fallen.

Fleißige Hände erfragen die Startnummer und reichen den Kleiderbeutel. Vor der Wechselzone ist eine Wasserdusche, im Wechselzelt wird einem auch gleich geholfen - Neo ausziehen usw. So viel Hilfe irritiert mich; da bleibt die Brille im Kleiderbeutel - das merke ich erst als ich auf's Rad steigen möchte - also zurück zum Wechselzelt - da ist der Kleiderbeutel nicht mehr - also in die andere Richtung zur zentralen Sammelstelle. Endlich halte ich die Brille in meinen Händen - jetzt nur nicht noch auf dem glatten Boden dort ausrutschen. Zurück in der Wechselzone – da steht mein Rad ganz alleine - also nicht zu übersehen. Jetzt nur noch zum Anfang der Radstrecke - auf's Rad und los.

Die Radstrecke ist unrund: wenig lange Geraden, viele Kurven (auch scharfe, eine auch nach einem Gefälle), hügelig. Die ersten beiden Runden à 30 km schaffe ich ungefähr im 35-er Schnitt. Dann wird's an den Hügeln schwieriger, ich muss auch mal was essen. Ein Zeltnachbar auf dem Campingplatz hatte empfohlen, möglichst auf Chemie (Gels, etc.) zu verzichten - dem folge ich weitestgehend. Ein an der Verpflegungsstelle aufgenommenes Iso-Getränk verursacht gleich Magenkneifen - ab da nur noch Wasser - zuletzt einen Liter pro Runde – nur nicht austrocknen. In der Sandwigstraße ist jedes Mal die Hölle los.

Nach selber gestoppten 05:20 bin ich durch (die offizielle Zeit 05:41:44 enthält beide Wechsel). Aber schon vor der letzten Runde macht sich im Kopf der Gedanke breit: Zum Laufen haste keine Lust mehr! Aber dann ist es doch anders: Das Rad wird einem sofort aus der Hand genommen. Nun schnell zum Kleiderbeutel Bike-Run, im Wechselzelt die Schuhe gewechselt, Radsachen abgelegt und los geht's.

Wenn man in Schwennau campt, hat man ein weiteres Kopfproblem: Man läuft 5 mal quasi direkt am Zelt vorbei - sei's drum. Die ersten beiden Runden (à 8,44 km) gingen erstaunlich flott - jetzt trinke ich - immer wenn's angeboten wurde - auch Cola, Gels lasse ich nach wie vor liegen, höchstens mal einen Energieriegel, dafür lieber Kuchen. Ich verzichte außer beim Essen und Trinken auf Gehpausen. Am Ende der dritten Runde höre ich wie andere mit Zeiten knapp unter 10 Std. finishen. Da bin ich mir ziemlich sicher: Ich komme unter 12 Std. an - so ist es dann auch: 11:43:50. So richtig realisiere ich das allerdings einige Meter hinter dem Zieleinlauf und stoße eine lauten Schrei aus – andere sehen mich etwas entgeistert an.

Mache ich das noch einmal? Ich weiß es nicht - ich werde mich an dieser Zeit messen. Da muss schon einiges rund laufen, damit ich in so einer Zeit ankomme. Beim Hamburg-Marathon war ich bisher auch nur bis zu 14 Minuten schneller.

Auf der anderen Seite hat der Ostseeman durchaus Suchtcharakter. Eine tolle Stimmung, insbesondere im Start-und Zielbereich, aber auch unterwegs wird man immer wieder aufgemuntert. Die Verpflegung unterwegs ist insbesondere beim Laufen sehr abwechslungsreich. Das Ganze ist super organisiert. Auch der letzte Teilnehmer, der gegen 22:15 Uhr noch nach dem Feuerwerk ins Ziel gekommen ist (und somit nicht innerhalb der geforderten 15 Std. gefinisht hatte), wurde wie die anderen geehrt. Super!!

Und schon juckt es in den Fingern, um sich wieder anzumelden.
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Beitragvon Konkursus » 09.08.2010, 09:41

@ Der Kran,

das war doch super! Wenn ich deinen Bericht lese, möchte ich auch schon wieder hin. Herrlich, konnte bei deinen Ausführungen noch einmal alles hautnah miterleben. Na ja, vielleicht 2012.

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Auch bin ich erneut IronWoman in Glücksburg geworden

Beitragvon triabiene » 24.08.2010, 12:35

Nach fünf Jahren Pause bin ich erneut IronWoman – und glücklich! Nach 5-jähriger Ironman-Abstinenz fragte ich mich: „Kann ich es noch? 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dann einen Marathon laufen?“ Die Antwort: Ausprobieren! Und so meldete ich mich spontan zum Ostseemann 2010 in Glücksburg an.

Jetzt hatte ich ein Ziel! Ich kramte meine alten Trainingspläne raus und fing an. Mit einzelnen Starts z. B. beim Hamburger Marathon, Velothon Berlin und dem Dextro Energie Triathlon in Hamburg wuchs die Zuversicht und Vorfreude. Endlich war es soweit. Punkt 7 Uhr startete ich gemeinsam mit allen 550 Einzelstarter und 750 Staffelteilnehmern. Wir stürzten uns in die 20 Grad warme Ostsee und schwammen los. An Anfang gab es noch Gerangel um den Schwimmbereich und dann wurde es ruhiger. Ich fand schnell meinen Rhythmus und konnte sogar Schiffe und die Muscheln am Meeresboden beobachten.

Auf der ersten Radrunde wurde mir schnell klar, dass es sich um einen sehr welligen Kurs handelt. Da ich diesen 6-mal durchfahren musste, zollte ich Respekt vor der Strecke und fuhr etwas langsamer als geplant. Die Radverpflegung während des Rennens war hervorragend und viele Zuschauer und Helfer säumten den Weg. Anschließend ging es auf die Laufrunde. Hier bekam ich richtig Gänsehaut. Das Publikum heizte mir, wie allen Triathleten, richtig ein. Es wurde gesungen und geklatscht. Auf der letzten Schleife bedankte ich mich bei den Zuschauern, dann kam das Ziel näher: Mir standen die Tränen in den Augen. Nach 13 Stunden lief ich durchs Ziel und konnte mein Glück kaum fassen. Das Training hatte sich gelohnt. Ich bin wieder Ironman.

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