7. RST Lübeck-CTF, Ratzeburg (Bericht)

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Don Vito Campagnolo
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7. RST Lübeck-CTF, Ratzeburg (Bericht)

Beitragvon Don Vito Campagnolo » 31.10.2011, 15:18

<b>7. RST Lübeck-CTF 2011 ab Ratzeburg
Tolles Wetter und deftige Einlagen</b>


Gestern war es also so weit: Start in die CTF-Saison, das Radsport-Team Lübeck hatte in Ratzeburg zur lustigen Jagd geladen.

Anders als im vergangenen Jahr (eisige Kälte, Windböen, Dauerregen) begrüßten uns diesmal milde Temperaturen und Sonnenschein - so ließen Holger & ich (einzige Teilnehmer im "Kuh-Dress" des Hamfelder Hofs) uns also dazu hinreißen die längere (76 km) Strecke unter die Stollenräder zu nehmen, 48 km erschienen da einfach zu wenig.

Diese Entscheidung hatte ich kurz nach den Start schon fast wieder bereut: Dank Klassentreffen war ich nachts erst um 3 Uhr Zuhause und um 7.30 Uhr ging ja schon wieder der Wecker - irgendwie funktionierte die Auge-Hand-Koordination noch nicht so richtig, aber das pendelte sich zum Glück rasch ein.

Beim ersten kleinen Straßenquerungs-Stop kam auch schon der erste Klopfer: Ein Mitstreiter fragte den Guide: "Wo geht es denn per Straße direkt zurück nach Ratzeburg? Mein Rahmen bricht nämlich gerade auseinander ..." Tja, da hatte sich doch ein winziger Haarriss in Windeseile zu einem ganz ausgewachsenen Riss ausgearbeitet. Eigentlich dachten wir ja schon, sowas sei nicht mehr zu toppen, aber weit gefehlt - dazu gleich mehr.

Die Strecke lies sich hervorragend fahren und war weitaus einfacher als im letzten Jahr unter den damals widrigen Bedingungen. Vor allem war es landschaftlich ganz zauberhaft; dank nicht beschlagener oder dreckverschmierter Brille konnte man diesmal auch die Aussichten im Revier richtig genießen.

Einige kniffligen Passagen waren aber schon dabei, speziell steil bergauf mit Laub, Stufen und/oder Sand - wo Holger dann schon mal abstieg, sein Crossrad liebevoll in den Arm nahm und es auf Händen den Berg hochtrug oder schob. Das bedeutete für mich dann natürlich noch die Zusatzdisziplin "Riesen-Slalom", aber sowas trainiert ja schließlich auch Kraft und Geschicklichkeit. Unterm Strich haben wir uns jedenfalls gut geschlagen - anders als im Vorjahr, wo unser Team zwar mit großer Mannschaft am Start war, aber eine hohe Ausfallquote dank runtergrbremster Beläge, zerlöcherter Reifen, Ausrutscher in den Stacheldrahtzaun usw. hatte. :shock:

Zwischendurch hatten wir immer wieder den Running-Gag der "Gruppe Planlos": Es gab insgesamt 4 Gruppen auf der langen Strecke. Die "Speed-Gruppe" war mangels einer ausreichenden Anzahl an Guides ungeführt und musste sich per Map-Track durchschlagen - was scheinbar auch gut gelang. Die "Hobby-Gruppe 1" war uns zu groß, so dass wir die "Hobby 2" wählten, dahinter ging dann nur noch die "Piano-Gruppe" ins Feld. Während wir das Glück eines ausgezeichneten, umsichtigen und vor allem ortskundigen Guides hatten, war der Guide der 1. Gruppe die Strecke aber wohl nicht mit abgefahren und verließ sich auf sein Navi - und entweder klappte die Bedienung nicht so recht oder es gab zu viele Empfangslücken im Wald, jedenfalls kreuzte die einige Zeit vor uns losgefahrene Gruppe bald unseren Weg. Im Verlauf der Tour wiederholte sich dieses Schauspiel dann noch mehrfach. Die Kampf "Ortskenntnis vs. künstliche Intelligenz" endete jedenfalls in etwa 8:0. ;)

Wenig später folgte dann der Brüller des Tages: Singletrail, direkt am Ufer eines kleinen Waldsees. Voraus ein schmaler Holzsteg, auf dem 2 Fußgänger entgegen kamen. Ganze Gruppe also Stop - ganze Gruppe? Nein, hinten träumte ein Mitfahrer, und weil er ein so ganz besonders höflicher Mensch war, wollte er nicht am Hinterrad des Vordermanns anklopfen, sondern bog links ab in den See. Das aber nicht nur halbherzig so mit nassem Fuß oder bis zum Knie oder so. Nein: Von der Sohle bis zum Scheitel tauchte er unter ... 21, 22, 23 ... ja wo bleibt er denn? ... 24, 25 ... ah, wieder da! Das war ein 1a-Tauchgang ala "Herren im Bad"!

Da wir ja nun mitten in der Pampa waren, musste der armen Kerl noch eine ganze Zeit lang weiter radeln, ehe er eine passende Abkürzung zurück zum Start nehmen konnte. Damit lag er natürlich in der virtuellen Punktewertung einsam an der Spitze - gefolgt vom Rahmenbruch, auch ein kapitaler Sturz nach verrissenem Lenker sorgte später noch für etwas "Drrrama, Baby", konnte aber nicht ernsthaft punkten.

Zum Abschluss gab es dann im Ziel lecker Kaffee & Kuchen, wobei sich der Appetit dank reichhaltiger Verpflegung an den Kontrollstellen doch in Grenzen hielt; die Bratwurst musste ausfallen.

Für das nächste Jahr könnt ihr euch also schon mal den 28. Oktober vormerken, dann steigt die nächste RZ-CTF!
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Harterbrocken
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Beitragvon Harterbrocken » 01.11.2011, 07:21

Gut gelacht. Mit dem Crosser voll ins Wasser. Das hätte ich ja zu gerne gesehen. So eine CTF bietet offenbar jede Menge Amüsement. Muss ich auch unbedingt mal mitfahren.
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Beitragvon Bagdad-Biker » 01.11.2011, 17:57

Sehr schöner, bildhafter Bericht. :Empfehlung: Habe grad Tränen gelacht.
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Re: 7. RST Lübeck-CTF, Ratzeburg (Bericht)

Beitragvon Italo Racer » 02.11.2011, 16:29

Don Vito Campagnolo hat geschrieben:Zwischendurch hatten wir immer wieder den Running-Gag der "Gruppe Planlos": Es gab insgesamt 4 Gruppen auf der langen Strecke. Die "Speed-Gruppe" war mangels einer ausreichenden Anzahl an Guides ungeführt und musste sich per Map-Track durchschlagen - was scheinbar auch gut gelang. Die "Hobby-Gruppe 1" war uns zu groß, so dass wir die "Hobby 2" wählten, dahinter ging dann nur noch die "Piano-Gruppe" ins Feld. Während wir das Glück eines ausgezeichneten, umsichtigen und vor allem ortskundigen Guides hatten, war der Guide der 1. Gruppe die Strecke aber wohl nicht mit abgefahren und verließ sich auf sein Navi - und entweder klappte die Bedienung nicht so recht oder es gab zu viele Empfangslücken im Wald, jedenfalls kreuzte die einige Zeit vor uns losgefahrene Gruppe bald unseren Weg. Im Verlauf der Tour wiederholte sich dieses Schauspiel dann noch mehrfach. Die Kampf "Ortskenntnis vs. künstliche Intelligenz" endete jedenfalls in etwa 8:0.
Die CTF ist auch nicht ganz so leicht zu fahren mit einen Garmin. Das Problem an der Strecke ist das sie sich div. Male kreuzt und es dann schwer ist, wenn man eine ganze Gruppe im Nacken hat, den richtigen Weg zu finden.

Ich selber habe schon diese Erfahrung gemacht mit einer kleinen Gruppe auf der Strecke und wenn man dann noch ein paar Tiefflieger dabei hat im Wald, wird es nicht gerade leichter.
Wenig später folgte dann der Brüller des Tages: Singletrail, direkt am Ufer eines kleinen Waldsees. Voraus ein schmaler Holzsteg, auf dem 2 Fußgänger entgegen kamen. Ganze Gruppe also Stop - ganze Gruppe? Nein, hinten träumte ein Mitfahrer, und weil er ein so ganz besonders höflicher Mensch war, wollte er nicht am Hinterrad des Vordermanns anklopfen, sondern bog links ab in den See. Das aber nicht nur halbherzig so mit nassem Fuß oder bis zum Knie oder so. Nein: Von der Sohle bis zum Scheitel tauchte er unter ... 21, 22, 23 ... ja wo bleibt er denn? ... 24, 25 ... ah, wieder da! Das war ein 1a-Tauchgang ala "Herren im Bad"!
Gibt es davon eigentlich Bilder? :HaHa:

Jörg
Berge geben Kraft der Wind stärkt die Moral
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Don Vito Campagnolo
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Re: 7. RST Lübeck-CTF, Ratzeburg (Bericht)

Beitragvon Don Vito Campagnolo » 05.11.2011, 17:24

Italo Racer hat geschrieben: Gibt es davon eigentlich Bilder? :HaHa:
Leider nein. Und selbst wenn: Ich glaube, der Anstand würde es gebieten diese dann hier nicht zu veröffentlichen. :roll:
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Dreckschleuder
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Beitragvon Dreckschleuder » 07.11.2011, 14:33

Zwischendurch hatten wir immer wieder den Running-Gag der "Gruppe Planlos": Es gab insgesamt 4 Gruppen auf der langen Strecke. Die "Speed-Gruppe" war mangels einer ausreichenden Anzahl an Guides ungeführt und musste sich per Map-Track durchschlagen - was scheinbar auch gut gelang. Die "Hobby-Gruppe 1" war uns zu groß, so dass wir die "Hobby 2" wählten, dahinter ging dann nur noch die "Piano-Gruppe" ins Feld. Während wir das Glück eines ausgezeichneten, umsichtigen und vor allem ortskundigen Guides hatten, war der Guide der 1. Gruppe die Strecke aber wohl nicht mit abgefahren und verließ sich auf sein Navi - und entweder klappte die Bedienung nicht so recht oder es gab zu viele Empfangslücken im Wald, jedenfalls kreuzte die einige Zeit vor uns losgefahrene Gruppe bald unseren Weg. Im Verlauf der Tour wiederholte sich dieses Schauspiel dann noch mehrfach. Die Kampf "Ortskenntnis vs. künstliche Intelligenz" endete jedenfalls in etwa 8:0. Wink
Es freut mich, daß ich zu Eurer Erheiterung beigetragen habe. Tatsächlich bin ich die Strecke vorher nicht abgefahren und wußte bis zum Morgen auch nicht, daß ich als Guide einer anfänglich über 30 Mann starken Gruppe fungieren würde. Für mich war das beinahe ein Albtraum, bedeutete Druck.

Ich hatte mir - wie andere auch - den Track zur Strecke runtergeladen, der mit 4 Punkten pro Kilometer nicht wirklich perfekt war. Ein Abgleich mit der Karte zeigte mir deutlich, daß ich damit nicht arbeiten wollte.

Also machte ich mir noch in der Nacht auf Basis der auf Karte eingezeichneten Wege und der Trackvorlage einen eigenen Track, wobei ich aber bei einigen Abschnitten keinen Weg auf der Karte fand. Die Idee war, ggf. mit ein paar schnelleren Leuten unterwegs aus der Hobby-Gruppe 1 herauszufahren.

Am Startort war ich dann Leading Guide der Hobby-1 Gruppe. Wer etwas Erfahrung hat, der weiß, daß Navigieren im Gelände längst nicht so einfach ist wie auf Straße.

So fuhren wir los. Schon der 1. Wanderweg zeigte mir, wie (wenig) genau mein Track ist, denn der Einstieg war laut meinem Track ca. 30 Meter weiter, so daß ich einen Pfad hinter dem Fußweg vermutete.

Ganz schnell merkte ich auch, daß die Gruppe im Gelände auf Grund von unterschiedlichem Leistungsniveau der Individualisten und der Größe nicht zu kontrollieren ist. Hinter jedem Single-Trail mußte ich Tempo rausnehmen, um die auf weit über 100 m gestreckte Gruppe zusammenzuhalten, was aber auch dazu führte, daß ich häufig nicht mehr vorne fuhr.

Anfänglich trafen wir auch immer mal wieder auf Einzelfahrer, die ebenfalls versuchten, sich per Track zurechtzufinden.

Trotz der Rahmenbedingungen waren wir recht zügig unterwegs, schwierig wurde es an Abbiegungen, die nicht gut zu erkennen waren. Mit einer Empfangsgenauigkeit von ca. 30 Metern, einem mit mal mehr, mal weniger Ungenauigkeiten behafteten Track und anderen Fahrern eher neben (und häufig auch vor mir) als hinter mir war das "Erkennnen und Sofort einbiegen" nur eingeschränkt möglich. Ich fuhr also auch zwecks Unfallvermeidung ein paar Meter an Abbiegungen vorbei.

Schwierig wurde es an einer Stelle, wo die Tracks einige Meter übereinander verliefen. Zwar hatte ich den Teil-Tracks unterschiedliche Farben gegeben. Wenn aber der falsche Teiltrack oben liegt, hilft das auch nicht weiter, man hat keinen Anschluß.

Da fuhr dann Hobby 2 auf und vorbei. Klarer Sieg für den Ortskundigen. Einen Einstieg am See habe ich nicht gefunden, man hätte ca. 50 Meter rechts auf der Straße fahren müssen, um dann links einzubiegen (was ich aber nicht wußte). So fuhren wir einige 100 Meter auf einem Parallelweg oberhalb, um dann später wieder auf den Track einzubiegen.

Mein persönliches Fazit: Es ist schon sinnvoll, HOMOGENE Gruppen mit möglichst weniger als 15 Personen zu haben. Will man mit Navi fahren, so muß der Track schon sehr genau sein, um im Wald danach zu navigieren. Und mit den Örtlichkeiten vertraut zu sein, kann nicht schaden (ist aber auch nicht zwingend erforderlich).
Freude am Radfahren!
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Beitragvon Don Vito Campagnolo » 14.11.2011, 14:29

Dreckschleuder hat geschrieben: Es freut mich, daß ich zu Eurer Erheiterung beigetragen habe. ...
War ja auch nicht böse gemeint, sondern eher als eine Begebenheit der heiteren Art betrachtet.

Gestern in Eutin habe ich es hautnah (direkt hinter "meinem Guide") erlebt, wie schwierig es offenbar ist, allein nach dem Navi zu fahren:
An einigen Weggabelungen starrte er hilfesuchend auf das Gerät, der tatsächliche richtige Weg wurde aber oft nicht rechtzeitig vorher sichtbar, sondern war dann erst feststellbar, nachdem man sich für den falschen Weg entschieden hatte und das Gerät dann einige Meter später meckerte. :mad:

Insofern ist so eine Aufgabe des Navigierens per Gerät für "Nicht-Eingeborene" wohl schon eine echte Herausforderung. Nerven, so stark wie eine Fahrradkette, sind da sicher hilfreich!

Die Gruppengröße tut dann noch ihr übriges (deine Gruppe hatte in der Tat etliche Köpfe u. Räder) und dann scheint es auf CTFen vermehrt in Mode zu kommen, dass sich viele Leute lieber vor ihrem Guide herumeiern, anstatt dahinter zu bleiben ...

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