P-Weg Laufen + MTB 2012, Plettenberg (Bericht+Bilder)

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Janibal
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P-Weg Laufen + MTB 2012, Plettenberg (Bericht+Bilder)

Beitragvon Janibal » 12.09.2012, 23:23

Sieg der Herzen

Lange schwebten die Gerüchte um diverse Sportveranstaltungen. Nur ein kleiner Kreis der Vertrauten wurde informiert. Lange Zeit war es still, wie vor einem Sturm. Doch jeder hätte es wissen können:

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Seit Mai stehe ich in der Anmeldeliste für den P-weg, bei der großen Kombi. Damit es klar ist: P-weg ist ein Wanderweg rum um die Stadt Plettenberg. Plettenberg liegt in der Nähe von Lüdenscheid in NRW, landschaftlich wohl noch Sauerland. Einmal im Jahr, am zweiten Septemberwochenende, ist Sport angesagt, wandern, laufen und Mountainbiken. Nur der Sturm Kiryll lies die Veranstaltung einmal ausfallen, so heute zum 8. mal der P-weg. Leider müsste ich einmal wegen Rücken ausfallen lassen und so beschloss ich bei der Anmeldung auf die Lange Kombination zu klicken. Die Gründe sind einfach:

P-weg macht süchtig,

ich könnte einen P-weg nachholen

die Siegerin der langen Kombi 2011 kam lachend ins Ziel.

Ganz nebenbei winkt die Aufnahme in die Marathongemeinde,
denn lange Kombi heißt am Samstag 42,147 Km Laufen mit 1200hm und am Sonntag 88km biken mit 2600 hm. Und wo geht so etwas besser als unter netter sportlicher Leitung der Plettenberger? Nirgens.

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So stehe ich da, morgens um 8:30uhr im VIP Kombi Marathon Block. Neben mir Relef, der macht so etwas öfters, auch er stimmt mir zu als ich sage: Marathon geht immer, habe ich gehört. Hat er auch noch so im Ohr.

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Unser Moderator ist auch wieder mit dabei, er sagt, so um die 30h reden auf der Bühne, denn beim P-weg muss der Finisher über eine Bühne mit möglicher Ansprache.

Vor uns sind schon welche auf die 67km Ultramarathon Strecke gelaufen. Pünktlich geht gemütlich los, ich habe auch keinen Grund zum Absagen gefunden, kein Wehwehchen, keine Vieren. Nur vielleicht, das ich nicht weiß, was nach Km 17 kommt, weil ich noch nie weiter gelaufen bin. So orientiere ich mich an Relef, den alten Fuchs.

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Der erste Anstieg ist etwas wie Treppe steigen. Oben ist die Kuh durch einen Bären ersetzt worden, könnte am Sponsor liegen. Bergab rollt es nicht richtig, liegt an mir, kann es einfach nicht. Alle 5 km kommt eine Verpflegung, auch gut so, denn es ist ein sonniges Wochenende. An jeder Station halte ich an, trinke und essen was geht, denn der Plan ist: möglichst weit am Stück und dann mal eine Stunde Pause mit Verpflegung, dann alle Stunde Päuschen wiederholen.

Am zweiten Berg gehe ich ein wenig mit Relef, merke aber, das macht ganz schwere Beine. So tripple ich bis oben und folge nach einem weiteren Verpflegungsstopp den Mitläufern. Es geht wellig mit Talblick durch Nadelwald und über Kyrillrodungsflächen. Den Ablauf mache ich mit Relef, im Tal am Fluss entlang zum Schwimmbad. Das hat heute geschlossen, dafür gibt es einen Laufsteg in der lokalen Schule.

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Und km 20, Neuland, jeder Schritt. 10km geht es flach im Tal, dann der Einstieg in die letzte Anhöhe. Km 25 war schon, mehr als die Hälfte. Die Beine tun nur halb weh und so tripple ich auch diesen Berg hoch, der kleine Bach hat eine Brücke bekommen und an der nächsten Verpflegung ich eine Salztablette, vorbeugend gegen Krämpfe.

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Streckenteilung, Ultra oder nur Marathon. Fühle mich weit gekommen aber noch nicht am Ende! Kurz vor ganz oben noch mal Verpflegung, km 33. Keine 10 mehr und fast nur bergab. Und das tut weh, irgendwie ist jetzt Beton in den Beinen. Auch der Christstollen kommt nicht als Kraft in den Beinen an, wohl zu früh im Jahr ?!? Auf den letzten Serpentinen stake ich ganz langsam um die Ecken, keine Schmerzen, nur ungelenkig. Dafür gibt es mental eine Dusche in tränenform, die Hormonausschüttungen durch fernen Bühnengesang wechselt von Angriff gegen mich zu: hast du gut gemacht.

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Noch im ein paar Hausecken und dann treffe ich auf die Halbmarathonies, unter ihnen auch Marie, die einen verständnisvollen Artikel über mich in der oberhessischen Presse geschrieben hat.

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Zwischen den Gittern durch die Stadt und hinein ins Ziel. Da ich ohne technische Hilfsmittel unterwegs war, habe ich keinen Überblick, ich weiß nur, die Beine sind etwas schwer. Da hilft auch kein Finishertrikot, keine Medaille, kein Weizen, sondern nur eine Massage.

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Ohne große Anmeldelisten wird hier der Reihe nach gequält. Ich sehe das anders und lege mich unter die vier Hände erfahrener Frauen, wie erfahren wird sich morgen noch zeigen, heute geht nix mehr.

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Relef ist kurz nach mir im Ziel und wirkt deutlich lockerer. Hat er ja auch schon 10x gemacht, so ein Marathönnchen. Als Neuling muss ich sagen, klasse, so viel Übersäuerung hatte ich lange nicht mehr, das tut so richtig schön weh und erinnert dich an Getanes. Wir wissen ja alle: Schmerz ist Schwäche die den Körper verlässt.

Der Rest des Tages ist essen, etwas Stelzenlauf und den Ultras zuschauen, wie sie dem Ziel nahe treten. Noch den Beginnen von Reliefs Sportsucht anno 2006 bei Pommes und Selter lauschen, dann an der Matratze, morgen ist MTB angesagt, alles kein Neuland, das war heute.

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Der Morgen danach. War wohl doch alles etwas viel oder das Bier war schlecht. Wie immer an den Folgetag von extensiven Belastungen sitzt ein Kater in einem. Der Unterschied zu anderen Drogen ist der nicht vorhandene Realitätsverlust. Ich weiß ganz genau was gestern war, jeden Meter des Glückes und die schon einsetzende Wirkung in den Beinen durch Übersäuerung. Nach dem Höhepunkt auf der Bühne eine Massage, viel Essen und Trinken, abends unter der Dusche ist die Seife fast unerreichbar, sollte sie auf den Boden fallen. Auch weiß ich noch wer Marie und Relef sind, wie viele Liter ich getrunken habe und das ich nicht mehr tanzen konnte. Und das ich der erlauchten Marathongemeinde angehöre. Das sind in meinen Augen nicht die Turnschuh-Randoneure, dafür ist das lange Laufen zu unselbstständig.

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Das ist heute Morgen nicht besser, Drogen genommen zu haben ohne Realitätsverlust. Ganz gerade rolle ich von der Matratze und ziehe mich an den Vorhängen hoch, endlich in der Senkrechten versuche ich einen ersten Schritt, der klappt auch ganz gut, nur das Bremsen nicht und so kollidiere ich mich an der Bettkante. Gefühlte 42km später bin ich in Toilettennähe und der Bewegungsapparat wird langsam warm und geschmeidig. Ach ja, etwas Sport soll heute noch gemacht werden, wie soll das denn gehen? Nicht gehen, fahren!

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Irgendwie schaffe ich es aus dem Auto zu steigen, das Rad zusammen zu bauen, immer schön in kleinen Schritten, und nebenbei auch noch zu Frühstücken, denn ich bin leer. Wenn nicht eine der spektakulärsten Strecken auf mich warten würde, ich würde Dornröschen heißen. Es geht hier um den P-Weg, das heißt Berge von Schweiß und Echo von den Säumenden. Gibt nur noch ein Problem, ich bekomme das Bein nicht über den Sattel. Mit Aufstiegshilfe geht es dann doch und die ersten Tritte lassen nichts gutes erahnen, doch schon an der nächsten Kurve rollt es und die Beine kreiseln. Sind komplett andere Muskeln wie beim Laufen. Auch als ich am Berg etwas drücke, keine Kater in Sicht nur im Wiegetritt brennt es etwas.

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Pünktlich zum Start in den VIP Kombi Block zu Relef. Entweder ist er verhalten gelaufen oder hat einen Doppelgänger. Keine Zeichen vom Marathon gestern. So wie ich gestern auf Neuland unterwegs war, so wird er heute zum ersten Mal die große Runde fahren. Ich erzähle noch was von Schlüsselstellen, der Moderator sucht den Photokopter und die Hüpfdohlen machen rhytmische Sportgymnastik an der Startlinie. Vorne erfolgt ein neutralisierter Start, von dem ich schon nichts mehr mitbekomme. Bin etwas mit dem Kalorienhaushalt beschäftigt. Die ganze Fahrt soll mich ein kleiner Hunger begleiten, der aber nie bedrohlich wird, da ich an den lustigen Verpflegungspunkten nachtanke und mein Gemüt aufgehellt bleibt.

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Bis km 30 kenne ich die Strecke vom Vortag. Anstieg zur „Kuh“ - Abfahrt zur Doppelbrücke - Anstieg ohne Ende ungleichmäßig bis steil – Schleife – Abfahrt ins AquaTal – Senioren Tempel – Laufsteg- Anstieg mit Flussdurchfahrt – Streckenteilung.
Abfahrt zum Sportplatz – Anstieg mit Schiebung – Feldrand – Abfahrt in Hohlweg – Stausee – sehr zäher Anstieg – Abfahrt mit Kurve – Anstieg zur Spinne (steil!) - Spinnenrunde – Abfahrt mit Gegenanstieg um die Ecke – Vadi Abfahrt – Dorfdurchfahrt – Wellen auf Bergrücken – Teerabfahrt – Rampe – Schonungsabfahrt – Sonnenanstieg mit Grillgarantie – Technische Abfahrt – Kreisschluß – Ansteig zur „Kuh“ von der anderen Seite – Abfahrt – rechts – Anstieg – Singletrail Abfahrt – Ziel – Bühne – Medaille – T-Shirt – Bier.

Bis zum Anstieg zur Spinne habe ich die Gewalt über das Rad, beim Spinnenanstieg der Berg übers Rad und mich. Vorletzter Gang, sind ja auch nur 200hm auf 1,2km. Oben verspreche ich mir mich zu dopen. Die ersten 500ml vor der Schleife und die zweiten danach. 1 Liter Cola habe ich vor 25Jahren das letzte mal getrunken. Zucker und Coffein bringen gewollte Kraft zurück und so überstehe ich bis zum Bier alles Krampffrei. Auch als ich nach der Schiebung eingeklickt mal kurz umfalle, weil ich etwas träge Beinchen habe. Beim Bier muss ich wieder mit dem Bein über den Sattel und da wird der Muskel etwas hart. So hart wie dieser P-Weg war er noch nie, knalle heiß, etwas leer vom Vortag und verdammt schnell zu fahren. Aber auch verdammt geil.

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Im Ziel die Nachbesprechung mit meinen Urkumpel In-go! Wir haben zusammen 1989 die Bundesrepublik verteidigt und haben so manch Schauspiel mitgemacht. Schon damals wurde klar, ich fahr einfach und er fährt schön, z.B. auf dem Hinterrad mit einer Hand am Lenker. Er war heute leicht untertrainiert (letzte Fahrt im Mai) gestartet und hat durch plötzlichen Luftverlust eine Bodenprobe genommen, dafür auch etwas Genmaterial dagelassen. Dann versucht noch unter die Top 600 zu kommen und dabei gnadenlos überrissen. Geplagt von Krämpfen dann leider wieder vom Feld verschlungen worden. Aber auch In-go! wird wiederkommen.

Grunzi auch mit dabei, wieder das alte Problem, bergauf zu viel F = m x g und bergab gebremst. Auch ohne technische Defekte andere heute gut mit dabei. Er hat mir geschrieben:

gingst auch etwas O-Beinig...das Laufen vom Vortag und der Bike-Marathon sind auch an dir, der du mir sonst quasi als unverwüstlich im Hirn verewigt bist, nicht spurlos vorbeigegangen.

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Danke, stimmt, aber locker in die Top 10 kombiniert. Und ich finde:

P-Weg ist der Sieg der Herzen!

Nicht nur weil ich hier zum wiederholten Male mit Damen um die Wette gefahren bin. Dieses mal mit der Drittplazierten. Bergauf mein Wohlfühltempo, bergab nur noch Staub in meinen Augen. Es ist keine andere als Simone B., eine der Damen, die mir nach dem Läufchen etwas Lockerung in meine Beinchen massiert hat. Hätte sie das gewusst..

Relef hat etwas länger für die Strecke gebraucht, ist aber voll begeistert von der Strecke und hat sich wohl nur für den nächsten Cup zur Sportsuchtbefriedigung geschont.

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Viele Bilder hier: https://picasaweb.google.com/1063855223 ... directlink

u.a. die P-iraten (?oder so?), Biker mit Kutte. Sind echt mitgefahren, Sportograf hat Bilder von ihnen...

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Jetzt Mittwoch, ist der Kater wieder im Tierheim...
St. Jan

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