LembergRace - Tretroller-Cross DM '13 (Berichte und Bilder)

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VeloC
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LembergRace - Tretroller-Cross DM '13 (Berichte und Bilder)

Beitragvon VeloC » 17.09.2013, 22:58

1. Deutsche Meisterschaft Tretroller-Cross beim LembergRace 2013

Im äußersten Osten von Ludwigsburg, mitten im Grünen, liegt die ehemalige Mülldeponie „Am Lemberg“. Da ihre Entgasung und Renaturierung noch in vollem Gange ist, ist das Gelände an 364 Tagen im Jahr gesperrt. Am 2. Sonntag im September jedoch herrscht alljährlich reger Betrieb auf der Halde. Dann richtet der RKV Poppenweiler das LembergRace aus, ein Mountainbike-Rennen für Jedermann. Seit der zweiten Auflage 2009 sind auch Tretroller am Start.

In diesem Jahr sollte hier eine Premiere stattfinden: Die Austragung der 1. Deutschen Meisterschaft im Tretroller-Cross. Die Leute, die im DTRV entsprechende Pläne lautstark unterstützt haben, können sich jetzt nicht mehr vor der langen Anfahrt drücken. So macht sich Olaf denn an die Arbeit, unsere gemütlichen Alltagsroller in (fast) echte Crosser zu verwandeln. Eigentlich besteht die Veränderung nur im Entfernen der Schutzbleche und dem Aufziehen von Stollenreifen, aber der Effekt ist durchschlagend: Ein völlig neues Fahrgefühl, von der veränderten Optik mal ganz zu schweigen. Leider reicht die Zeit nur für eine einzelne kurze Testfahrt auf der kleinen Halde im Landschaftspark vor unserer Haustür.

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Nachdem der bisherige Teilnehmerrekord der Tretrollerfahrer am Lemberg bei 12 liegt, wollen wir diesmal die 20er Marke knacken. Zunächst sieht es hoffnungsvoll aus, doch bald werden Klaus und Stephan von ihren Arbeitgebern ausgebremst, dann Peter aus familiären Gründen, und zuletzt scheidet Jo mit fiebriger Erkältung aus. Es bleiben schließlich 17 Fahrer, die um die ersten Deutschen Meistertitel im Cross und die von Südpfalz-Adventures gestifteten Geldpreise wetteifern wollen.

Nach dem Ausfall von Klaus und Jo findet sich Olaf plötzlich in der Rolle des alleinigen DTRV-Verantwortlichen vor Ort wieder. Zum Glück ist das Aufgabenfeld sehr überschaubar, weil uns der RKV mit seinen zahlreichen Helfern ein echtes Rundum-Sorglos-Paket bietet. Anmeldeabwicklung, Startunterlagen, Streckensicherung, Zeitnahme, Duschen, Toiletten, Moderation, Ergebnislisten, für alles ist bestens gesorgt. Und Verpflegung natürlich. Bevor uns die Jugendschützer aufs Dach steigen: Die abgebildete Bierflasche wurde nicht von Felix (mit Brötchen) geleert!

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Uns bleibt nur die Abklärung der Wertungsrunden und die Durchführung der Siegerehrung für die Rollerfahrer. Freitag abend entwerfe ich noch schnell eine Urkunde mit DTRV-Logo, die wir Samstag morgen vor der Abreise für alle vorangemeldeten Teilnehmer mit Name und Kategorie auf festem Karton ausdrucken, plus ein paar Nettoexemplare für eventuelle Nachmelder. Bei den Voranmeldern muss nur noch die Platzierung von Hand eingetragen werden. Somit kann der Drucker zuhause bleiben.

Bezüglich der Wertungsrunden entscheiden wir uns dafür, dass der Sieger nach vier Runden das Rennen für alle beendet. Nach seiner Zieldurchfahrt fahren alle anderen nur noch ihre angefangene Runde zu Ende. Damit ist die Einhaltung des Zeitplans sicher gestellt, ohne irgendjemanden zu benachteiligen. Für Jugendliche und Schüler werden einheitlich zwei Runden festgelegt, da Mathis als einziger teilnehmender Schüler mit einer Runde schlicht unterfordert gewesen wäre. Schließlich steht er schon seit vielen Jahren auf dem Trittbrett und gehört tatsächlich neben seiner älteren Schwester Carina zu den Teilnehmern mit der meisten Rennerfahrung.

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Die Rollerfahrer starten im Schnupper- und Jugendrennen der Mountainbiker, unsere Startzeit ist 10:34. Ab 9:00 kann die Strecke besichtigt werden, was Olaf und ich als Neulinge am Lemberg unbedingt nutzen wollen. Im Hotel gibt es erst ab 8:00 Frühstück, allerdings sollte das kein Problem sein, da der Wettkampfort nur knapp 10 km vom Hotel entfernt liegt. Dachten wir. Beim Versuch, die Großbaustelle auf unserer geplanten Route zu umfahren, verirren wir uns hoffnungslos im Landkreis Ludwigsburg. Vielleicht sollten wir unsere bisherige Überzeugung, dass Navis was für Luschen seien, nochmal überdenken…

Jedenfalls kommen wir viel später als geplant an, finden gerade noch Zeit, mit Dietmar vom RKV die wichtigsten Dinge des Ablaufs durchzugehen und unsere Startunterlagen abzuholen. Überraschung 1: Es gibt sogar ein Startergeschenk, einen Kulturbeutel mit LembergRace-Logo. Nettes Erinnerungsstück! Überraschung 2: Olaf startet als Nr. 1, na, wenn das keine Erwartungen weckt!

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Wenigstens auf die ersten paar Hundert Meter der 3,7 km langen Strecke werfen wir noch einen Blick. Es reicht gerade für die Feststellung „Uh, das wird hart“, dann wird es schon Zeit für die Startaufstellung. Es geht gleich hektisch los mit leicht geschottertem Gefälle und einer 90°-Kurve noch bevor man sein volles Tempo erreicht hat. Wolfgang von Südpfalz Adventures, der haushohe Favorit, geht sofort in Führung. An seinem Hinterrad klebt Niklas, Deutscher Straßenmeister und Europameister auf der Langstrecke. Dann Dietmar und Uli, beide aus der Gegend und mit langjähriger Rollererfahrung.

Zu meiner eigenen Verblüffung finde ich mich nach 300 m Abfahrt immer noch an fünfter Stelle. Na, wie lange das wohl hält? Kaum zu Ende gedacht, schießt ein pinkfarbener Blitz an mir vorbei: Ursula mit ihrem Tektoss. Als Hundesportlerin ist sie an hohe Geschwindigkeiten auf holprigem Untergrund gewöhnt, und der Roller ist wirklich ein heißes Geschoss. Tapfer nehme ich die Verfolgung auf. Dann kommt der Abzweig ins Gelände, wo Olaf und ich unsere Besichtigung aus Zeitgründen beenden mussten.

Aufgeweichte Wiese, die ersten paar Meter so steil, dass man schieben muss. Danach kann man theoretisch rollern, aber es frisst Kraft, so entscheide ich mich schnell fürs Rennen. Vorbei an Ursula und immer weiter bergauf. Dass sie sich bei diesem ersten Aufstieg einen Muskelfaserriss im Oberschenkel eingehandelt hat, erfahre ich erst nach dem Rennen, gehe die ganze Zeit davon aus, sie dicht hinter mir zu haben.

Wolfgang und Niklas sind längst außer Sicht, aber Dietmar und Uli befinden sich immer noch nur wenige Meter voraus. Der Abstand vergrößert sich, als sie sich auf dem letzten, etwas sanfteren Anstieg wieder auf ihre Trittbretter schwingen, während ich noch beim Laufen bleibe. Oben auf der Kuppe zieht Cornelius an mir vorbei, er wird später sogar noch Dietmar einfangen, und das bei seiner Rennpremiere mit Ende 30. Chapeau!

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Es folgt die gefürchtete Schotterpisten-Abfahrt mit der Spitzkehre am Ende, die ich von zahlreichen Fotos aus den Vorjahren kenne. Irgendwann geht es wieder hoch, und dann – wie geil ist das denn?! – folgt eine laaaaange Abfahrt mit Grasbewuchs. Sehr weich nach zwei Nächten Regen, aber herrlich zu fahren. Am Ende des Rennens hat mein Tacho eine Maximalgeschwindigkeit von 40 km/h gespeichert, trotz der scharfen Kurve mittendrin.

Schlagartig ist der Traum zu Ende, der Weg mündet auf die Straße, die geradewegs zum Start/Ziel-Bereich zurück führt. Der Asphalt ist nass, es geht bergauf, und plötzlich stelle ich fest, dass ich die falschen Schuhe trage. Die bissigen harten Stollen, die sich so zuverlässig in den schlammigen Untergrund gegraben haben, verweigern nun jede Bodenhaftung, Rollern ist unmöglich. Also packe ich den Lenker und jogge los, schliddernd wie auf Glatteis. Komme mir dabei unbeschreiblich lächerlich vor, zumal diese Steigung wirklich harmlos ist. Kurz vor der Zieldurchfahrt ist glücklicherweise wieder Rollern möglich, so dass mir die Peinlichkeit erspart bleibt, vor Publikum das eher mäßig trendige „Scoot Running“ präsentieren zu müssen.

Das war also die erste Runde, und wie ich meine, das erste Drittel meines Rennens. Denn dass Wolfgang und vermutlich auch Niklas mich überrunden werden, gilt als unumstößliche Tatsache. Jo hatte uns vorab bereits schonend auf zwei Überrundungen vorbereitet, aber drei Runden will ich doch schaffen! Die zweite Runde gehe ich kräftesparend an, bei der dritten wird hart gekämpft, schließlich ist es die letzte. Beim Umrunden der Kuppe schwant mir erstmals Böses, als eine unüberhörbare Begeisterungswelle aus dem Start/Ziel-Bereich nach oben dröhnt. Der Führende (Wolfgang natürlich) beginnt seine letzte Runde.

Wie, jetzt erst? Vor mir liegen nun in erster Linie Abfahrten, während er noch zusätzlich den kompletten Aufstieg vor sich hat. Das wird verdammt knapp mit der Überrundung. Und ich hatte mich doch auf drei Runden eingestellt, und sämtliche Körner verbraten! Kurz lockt die Versuchung, absichtlich langsam zu fahren, aber nee, das wäre unsportlich. Außerdem rechne ich weiterhin mit Ursula dicht hinter mir. Also geht es mit Minimalbremsung durch den Schotter, genieße ich noch einmal voll Karacho die Wiesenabfahrt, jogge die Asphaltpiste hoch und lasse mich bei der Zieldurchfahrt für den Start meiner vierten Runde feiern. Die wird pures Überleben, wie nicht anders zu erwarten. Beim Bergaufrennen hält mich nur der Gedanke an die letzte schöne Abfahrt aufrecht, und dass mich zwischenzeitlich einige Mountainbiker als einen von diesen „total verrückten Tretrollerfahrern“ klassifizieren, kriege ich nur am Rande mit. Ganz unrecht haben die ja nicht…

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Endlich im Ziel, als eine der letzten. Erstmal zum Verpflegungsstand und die verbrauchten Kalorien wieder auffüllen. Der nächste Weg führt zum Waschbecken, um wenigstens Hände und Gesicht von der Schlammschicht zu befreien. Die anderen Fahrer sehen genauso wüst aus, aber alle schwärmen von der tollen Strecke. Eine Dusche und ein großes Stück Kuchen wären jetzt perfekt, das muss jedoch warten. Um 12:00 erfolgt der Start des Hauptrennens, und anschließend steht unsere Siegerehrung auf dem Plan. Zunächst wird der Nachwuchs aufs Podest beordert: Carina und Mathis haben sich beide schon bei internationalen Wettkämpfen erfolgreich behauptet, aber diesmal siegen sie konkurrenzlos in ihrer jeweiligen Klasse.

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Foto: Jorge Andres Fernandez Barriga

Olaf meistert seine Premiere am Mikro locker, als erste Aktion gibt es begeisterten Applaus für unsere Gastgeber.

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Foto: Jorge Andres Fernandez Barriga

Wolfgang darf sich gleich doppelt feiern lassen, als Spender der Geldpreise und als überragender Gesamtsieger. Volle 7 Minuten betrug sein Vorsprung vor Niklas (links), der nach zwei Stürzen den 34 Jahre älteren Uli (rechts) nur haarscharf auf den dritten Platz verweisen konnte.

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Bei den Frauen konnte dieses Jahr keine Spannung aufkommen, da von nur vier Starterinnen auch noch die Hälfte mit Handicap unterwegs war. Sylvia, die sonst selbst die härtesten Anstiege durchgehend auf dem Trittbrett bewältigt, hatte von Beginn an mit extremen Kreislaufproblemen zu kämpfen und konnte ihre Stärken daher nicht ausspielen. Ursula konnte mit ihrem verletzten Oberschenkel zwar kaum noch laufen, aber brachte es trotzdem fertig, ihre dritte Runde nur wenige Minuten nach mir zu beenden. Dazwischen Carla, ganz neu im Wettkampfsport, die in der dritten Runde nochmal richtig durchzog und ihren Mann sprachlos machte, als sie nur kurz nach ihm die Ziellinie überquerte. Sowas kann passieren, wenn man seiner Frau einen eigenen Roller baut!

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Foto: Jorge Andres Fernandez Barriga

Unter den Bedingungen hat ein Meistertitel zwar nur dekorativen Wert, trotzdem bin ich mächtig stolz: Für drei Runden weniger Zeit zu brauchen als Wolfgang für vier, scheint eine Leistung für sich zu sein, jedenfalls in den Augen der erfahrenen Lemberg-Starter. Und nur 98 Sekunden hinter Dietmar, damit wäre ich ja möglicherweise sogar Jo gefährlich geworden, wenn die blöde Erkältung nicht dazwischen gefunkt hätte. Tja, das müssen wir dann wohl im nächsten Jahr austesten. Denn dass wir 2014 wieder am Start sind, ist keine Frage!

Bilder von Olaf

Bilder von Apfelbrot

Bilder von Pressefoto Baumann

Bericht in der LKZ

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