2. Endura Alpen-Traum '14 (Berichte + Bilder)

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ducdich
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2. Endura Alpen-Traum '14 (Berichte + Bilder)

Beitragvon ducdich » 17.09.2014, 15:22

Dieses Jahr werde ich wohl als Höhepunkt meiner Radrennfahrerei sehen dürfen. Ende letzten Jahres bewarb ich mich bei Champions Training als Pro Team Fahrer. Wahrscheinlich wurde ich ausgewählt, weil ich im April 2013 beim Mallorca Rennen M312 recht gut gefahren bin, obwohl die Wetterbedingungen da alles andere als gut waren. Dieses Jahr stand wieder das Mallorca M312 Rennen rund um die Insel auf dem Programm für die Pro Team Fahrer. Absolutes Saisonhighlight des Teams sollte allerdings der Endura Alpentraum werden.

Glücklicherweise hatte die Losfee für mich auch noch einen Startplatz beim diesjährigen Ötztaler. Dieser fand 2 Wochen vor dem Endura statt und war für mich eine ideale Vorbereitung. Der Ötztaler war allerdings mein erster Alpen-Extremmarathon. Die Primärziele durchzukommen und unter 10 Std. zu fahren, unterbot ich noch um eine gute Stunde und nahm einige wertvolle Erfahrungen, aber auch Tipps von anderen mit. Der Endura Alpenmarathon konnte kommen.

Die Anreise und der Tag vor dem Rennen war von Regen gezeichnet und man überlegte, wie man das Rennen bei den Wassermassen über die Runden bringen sollte. Beim Frühstück wurde nochmal über die Vorhersagen debattiert, schließlich sollte es besser werden. Es half nichts; es ging im strömenden Regen zum Start. Es wurde gleich zu Anfang ordentlich Tempo gemacht, um die Muskulatur warm zu fahren. Die ersten Höhenmeter wurden mit dem Oberjochpass und dem Hochplateau Tannheimer Tal gesammelt und nach einigen sehr zügig gefahrenen Flachpassagen stand dann die erste richtige Herausforderung des Tages an; das Hantenjoch.

Es ging auf knapp 1.900 Meter bei teilweise 16 %. Eine erste Selektion des Feldes fand dort statt aufgrund der Anstrengung, aber auch wegen des Wetters. Völlig durchnässt bei um den Gefrierpunkt waren kein Geschenk. Ich nahm die Abfahrt in Angriff und bog um die erste Kurve, da schlug mir ein Polarwind mit Eisregen entgegen und nahm mir die Sicht und den Atem. Schockgefroren betete ich nur noch darum heil unten anzukommen. Die Ortschaft Imst hatte die Durchfahrt des Rennens mit der Auflage genehmigt im Ort dürfe nur 30 km/h gefahren werden. Das war auch gut so, da man direkt vom Pass in den Ort geknallt wäre und auch dort steile Straßen direkt in der Innenstadt eine Geschwindigkeit deutlich über dem Limit begünstigt hätte. Die Zeit wurde so am Ortsanfang angehalten und am Ortsende lief sie dann mit Überqueren der Kontrollmatte weiter.

In Imst befand sich eine Verpflegungsstelle und auch das Fahrzeug unseres Teams mit frischen Wechselklamotten. Noch nie habe ich während eines Rennens meine komplette Bekleidung samt Hose gewechselt, aber in diesem Fall konnten wir uns ja aufgrund der Zeitneutralisation etwas Zeit lassen. Frisch gestärkt und vor allem in trockenen Sachen ging es weiter. Der Regen hatte aufgehört und wir machten mächtig Dampf, da wir uns immer noch im Zittermodus aufgrund der Unterkühlung befanden.

Eine längere Flachpassage mit einigen Wellen war genau das Richtige zum wieder warm fahren; die Temparaturen taten nun ihr übriges dazu. Am Anstieg Pillerhöhe mit gut 16 % merkte man gleich:" Das wird hier kein Spaß heute." Zumindest war es trocken und man versuchte viel zu essen, aber der Magen hatte zu diesem Zeitpunkt schon gemeldet: Lass mich in Ruhe." Na gut, dann eben nichts festes... dann gibt es eben zwei Gels und Isodrink. Das wurde auch sofort mit einigen Rülpsern usw. quittiert.

Die Abfahrt Pillerhöhe war ein Genuß, jedoch habe ich in einer Ortschaft fast ein Braunviech zu Rindersteak verarbeitet. Ich knallte durch einen Torbogen, der sich in einer leichten Kurve befand und unmittelbar dahinter war Almabtrieb. Mehrere Kühe versperrten den Weg...Ausweichen unmöglich. Meine Sram Red mit grünen Swissstopp-Belägen kamen an ihre Leistungsgrenze, aber es passte gerade. Bürgersteig, langsam daran vorbei und weiter ging es.

Das kommende Stück mit Pfunds und Nauders war sehr kräfteraubend. Die Strecke war sehr wellig und es wurde sehr unrythmisch gefahren. Das Fahrerfeld war ab Imst ja gemischt mit den Teilnehmern der Kurzdistanz, die dort ihren Start hatten. Die hatten ja noch ordentlich Körner in den Beinen und spielten dieses nun aus. Der nun zu bewältigende Reschenpass fuhr sich im Vergleich zu den anderen Pässen leicht, da die Steigung mit maximal 11% recht moderat war. In Gedanken war man schon beim Stilfser Joch. Bloß noch reichlich Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen und checken, was man alles griffbereit haben müsste.

Über den Umbrailpass begann dann der Aufstieg. Das Panorama der Hochalpinregion war schon eindruckvoll. Rundum mit Schnee bedeckte Berge und vor mir der Kolloss, den es zu bezwingen galt. Die zuvor eingeworfenen Gels entfalteten so langsam ihre Wirkung und ich stampfte wie eine alte Dampflok unaufhörlich Richtung Gipfel. Zum Glück war die Strecke von der Steigung her sehr gleichmäßig und meine 34/28 Übersetzung passte für den Streckenabschnitt perfekt. Dennoch war der Gipfelsturm lang und zäh und auf einer Höhe von 2.757 Meter wurde die Luft dünn und kalt.

Circa 3 km vor dem Gipfel kam noch eine Verpflegungsstation. Diese nutzte ich zum Anziehen von Weste und Knielingen. Nebenbei gab es noch ein heißes Getränk. Beim Trinken und in der zugigen kalten Luft kam ein bisschen Weihnachtsmarktpunschbudenfeeling auf. Schnell weitergeradelt, die Bergstation schon in Sicht. Auf der Strecke stand eine Markierung gepinselt: "2 km". Gefühlte Ewigkeiten später "1 km" und dann war es geschafft... das Monster war bezwungen.

Alle Reißverschlüsse zu, die Armlinge hochgerissen und der Abfahrtsspaß begann. Mit teilweise über 90 km/h bretterte ich den Pass wieder hinunter. Ich lief auf eine Gruppe Motorradfahrer auf und schoss an ihnen vorbei. Einer fühlte sich wohl in seiner Ehre gekränkt und er nahm mit seinem Supersportler die Verfolgung auf. Eine wilde Hatz begann und ich spielte in den 180° Kehren meinen Vorteil aus. Dabei ging ich an meine Grenzen und musste mich auf den Geraden dermaßen zusammenfalten, um so aerodynamisch wie möglich zu sein. Er brauchte hingegen nur das Gas aufreissen.

Das Duell konnte ich zunächst für mich entscheiden, erst fast im Tal angekommen, kamen längere, nicht mehr so steile gerade Teilstücke und da donnerte er dann an mir vorbei und zeigte mir mit nach oben gerichteten Daumen seinen Respekt.

Ich war mir nun meiner Sache sicher, der Endura ist in der Tasche. Nur noch etwas über 600 Höhenmeter nach oben und Sulden war erreicht. Am Anfang des letzten Aufstieg sah ich ein Harsefelder Trikot. Ich begrüßte Ralf freudig, endlich mal wieder ein bekanntes Gesicht. Er befand sich auch auf der langen Runde, aber er erklärte mir, durch das Überschreiten des Zeitlimits wurde er um das Stilfser Joch umgeleitet und brauchte den nicht mehr zu fahren. Das war natürlich schade, aber so gibt es gleich wieder einen Anreiz für`s nächste Jahr.

Kurz vor Ziel habe ich noch mühsam drei Leute überholt und einen weiteren immer weiter zu mir aufschließenden Fahrer im Schach gehalten. Sulden war erreicht und ich musste nur noch abbiegen. Da stand eine Person und winkte nach links. Ich bog ab und dachte: "Ooooch nöö, nicht noch einen Anstieg." Eine am Wegrand stehende Person fragte ich: "Wo ist denn jetzt das Ziel?" Er deutete nach unten und sagte: "Na da!" Nun sah ich es auch. Ich hätte rechts abbiegen und durch einen gelben Torbogen fahren müssen. Schnell zurück und die Ziellinie überquerend, war der eben entstandene Frust auch schon wieder vergessen.

Mein Traum ist in Erfüllung gegangen. :D :D :D :D

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Bild: Sportgraf
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Mein persönlicher Alpen-Traum 2014

Beitragvon joern » 21.09.2014, 14:17

Zum Alpen-Traum kann ich Euch auch noch einen sehr schönen Bericht liefern. Dieser ist zu lesen unter:

http://community.menshealth.de/blog/rad ... traum-2014

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Bild: Björn Hänssler

Der Ötzi und ich sind noch wohlauf, aber haben auch das Rennen noch vor uns. Schöne Momente müssen in voller Größe gezeigt werden ;)

Gruß Jörn
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Beitragvon Durifort » 23.09.2014, 19:52

ENDURA Alpentraum – kein Alpentrauma

Auf meiner Saisonplanung 2014 gab es den Alpentraum nicht – ich kannte ihn gar nicht. Bei der RFT Oldeslohe habe ich Klaus kennen gelernt und beim Bier (alkoholfrei natürlich) nachher gefragt, was noch so alles auf seinem Programm steht. So kam ich dann nach meinem ersten Ötztaler dieses Jahr (als „Wasserträger“ für eine Freundin) auch noch zur ENDURA – auf „eigene Rechnung“.

Am Tag vor dem Start war „motivierender“ Dauerregen – ich war ziemlich angenervt, die gleiche Situation wie beim Ötztaler – von der Sonnenscheinvorhersage eine Woche zuvor, stetig fallende Wetterprognosen. Schließlich war die Prognose: Regen auf der ersten Hälfte des Rennens. :( Mein Ziel für den Samstag war deshalb durchkommen und, wenns gut läuft, in der ersten Hälfte der Fininsher.

Morgens waren wir ziemlich spät am Start und fast ganz hinten eingereiht – nicht gerade eine günstige Startposition, aber von oben trocken. Kurz vor dem Start startet auch der Regen – konnte ihn im Gegenlicht gut sehen, hab ihn erst gar nicht gespürt. Dann der Start und ein Losradeln im RTF Niveau – kenne sonst das „Losballern“ bei GCC Rennen, aber heute sollte es ja ein wenig länger werden. Auf den ersten neutralisierten Kilometern arbeite ich mich deutlich nach vorne und verbleibe in Sichtweite der Spitzengruppe. Klaus kommt auch vorbei, aber mit der Spitzengruppe will ich nicht in die Berge, am Anfang ständig überholt zu werden, ist nicht gut für die Psyche.

Suche am Oberjochpass noch meinen Rhythmus – etliche Fahrer gehen an mir vorbei, aber das Rennen ist noch lange. Um mich herum ein paar Alpecinfahrer, ich beneide ihre (nicht schönen) Jacken, an denen der Regen so gut abperlt – fahre selber mit einem dickeren Funktionsunterhemd, Langarmtrikot, knielanger Hose und einer Windjacke, die langsam durchnässt.

Oben geht es flacher, versuche mit einer Gruppe mitzufahren, was auch geht – der Regen wird stärker. Wieder im Tal geht es Richtung Hantenjoch, der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört. Fahre vorne aus einer Gruppe, um weiter vorne eine Andere zu erreichen. Einige Zeit später kommen die anderen auch – die Kraft hätte ich mir sparen können. Am Fuße des Hantenjochs eine Verpflegungsstation – Labestation, wie sie es hier nennen, das brauche ich jetzt noch nicht.

Es regnet mal wieder. Der Anstieg ist o.k. Quatsche ein wenig mit einem Schwaben und mit einem Fahrer, der für eine Alpecin Fahrerin den „Wasserträger“ spielt. Die obere Abfahrt vom Hantenjoch ist der Graus – kalt, nass und die Bremsen ziehen kaum. Aber der Veranstalter hat alle „naselang“ Rettungsteams stehen – so intensiv hab ich das bisher bei keinem Rennen erlebt. Unten wird die Strasse dann überraschend sogar trocken, viel früher als angesagt, und es geht nach Imst hinein – es fällt mir schwer, die 30 km/h Begrenzung des Veranstalters einzuhalten, auch wenn die Zeit durch Imst nicht zählt.

In Imst entschied ich mich nicht die Kleidung zu wechseln, da ich sonst weniger warme Sachen im Teambus habe. Etliche machen richtig Pause, da die Zeit hier nicht zählt, ich fahre bald weiter – um warm zu werden und es ist ja schließlich ein Rennen. Hinter Imst bildet sich eine Gruppe Radler, aber das Tempo ist nicht so hoch – gehe nach vorne um „anzuschieben“. Dort treffe ich wieder auf Jens, den „Wasserträger“, wir arbeiten eine Weile zusammen an der Geschwindigkeit.

Nach Landeck kommt die Pillerhöhe – wieder im Eichhörnchenmodus langsam bergauf – ein Fahrer – John - träumt von kleineren Gängen. Erstaunt bin ich über manche „Kurzstreckenfahrer“, in Landeck gerade gestartet und schon am ersten Berg deutlich kämpfend – wie wollen die über die gesamte Distanz kommen?

Auf der Abfahrt bin ich wieder mittelschnell, aber unten im Tal findet sich langsam eine kleine Gruppe. Setze mich nach vorne, um das Tempo hoch zu ziehen und finde auch Mitstreiter für ein geordnetes Wechselsystem. Nur zweimal werden wir durch Kuhherden im Tempo gebremst. Später fährt eine kleine Gruppe vorne heraus – und geht mit schnellem Tempo und schnellen Wechseln an der Spitze in Richtung Reschenpass. So macht das richtig Spaß im mittlerweile strahlenden Sonnenschein über den Asphalt zu „brettern“.
Der Reschenpass läuft recht gut – ein Mitfahrer erzählt, wir lägen so um Platz 120 (bei ca. 500 Startern), das macht Aussicht auf eine nicht erwartete gute Platzierung.

Nach der Labestation in Nauders vorm Reschenpass, bei der ich versuche verloren gegangene Flüssigkeit und Kalorien aufzufüllen, geht es alleine auf die Strecke. Zwei Kurztreckenfahrer hängen sich an mich. Nach einer Weile tauchen 3 Fahrer aus der vorherigen Gruppe vor mir auf, zwei davon im De Rosa Trikot. Mache mich an sie „ran“ und erhöhe gleich das Tempo. Als eingespieltes Team geht es über den recht flachen Reschenpass mit guten Wechseln und möglichst 4x auf dem Tacho. Nur als ein Kurzstreckler vorne ist, fällt das Tempo auf 31 km/h – gehe mal wieder zum „anschieben“ nach vorne. Ich bin immer wieder erstaunt, dass so viele Fahrer keine schnellen Wechsel fahren können – hätten doch alles was davon.

In der Abfahrt stört der Autoverkehr und der Seitenwind etwas, sonst wäre es wohl noch etwas schneller gegangen. Um 14:01 Uhr geht’s durch Laatsch, ca.1,5 Stunden vor dem Timelimit, was mir nachts noch etwas Bedenken gemacht hatte. Die letzte Etappe war gut schnell, aber nicht gerade kraftsparend.

Dann geht es den auf den Umbrail, leider melden sich meine Beinmuskeln mit leichter Krampfneigung – das kann ja noch ätzend werden. Bereue etwas das hohe Tempo, was ich zuvor oft angeschlagen habe. Also viel trinken und entsprechende Belastungen vermeiden. Der Umbrail beginnt mit einem ätzend steilen Stück Feldweg, schlimmer als der Mortirolo – zum Glück nur kurz. Es ist warm, hätte wohl dich die Kleidung in dünnere wechseln sollen. Aber das Trikot lässt sich ganz öffnen, so geht das. Und allemal besser als Regen!!!!!! Mit der Zeit wird der Berg lang und mühselig, zum Glück sind die Krämpfe weg. Treffe John von der Pillerhöhe wieder und träume nun auch von kleineren Gängen. Bei der Labestation ist die Luft etwas raus, treffe aber mal wieder auf Klaus, das hält oben.

Das Stück auf das Stilfzer Joch geht schon besser, vielleicht auch weil ich es kenne. Die Abfahrt über die vielen Kehren geht gut, fahre mit ein paar Fahrern im sinnvollen Abstand. Mit der Windjacke geht es auch mit der Temperatur ganz gut, denn die Sonne wird wieder von Wolken bedeckt. Weiter unten ein Wohnmobil mit Anhänger, welches versucht keine Radler vorbei zu lassen. Auf Geraden kommen wir zu zweit doch daran vorbei, die anderen bleiben aber dahinter.

Schließlich die letzte Labestation vor dem letzten 550 HM Aufstieg nach Sulden. Am Stand läuft ein beschwingter Song von „Sonnenschein und Kaktus“ (von Helge Schneider erfahre ich später). Mit dessen Schwung knalle ich in den Berg bis nach kurzer Zeit das Laktat in die Beine schießt. Also wieder den Eichörnchenmodus einschalten. Von den Krämpfen zum Glück gar keine Spur mehr. Irgendwie geht der Anstieg gut – es ist ja nicht mehr so lang – zähle die Höhenmeter und erhöhe ganz langsam die Geschwindigkeit. Nach und nach geht es an einigen Fahrern vorbei. Gegen Ende wird das Gelänge flacher, gebe noch einmal richtig „Gas“ und komme mit Schwung in das Ziel. Der Ansager sagt meinen Namen und verkündet damit die 100e Zieldurchfahrt – das klingt ja klasse.

Im Ziel begrüßt mich ein Teamkollege, der mit einem abgerissenen Schaltwerk nicht so viel Glück hatte. Da ich doch ziemlich ausgelaugt bin, nimmt er mein Rad – Transponder abgeben und ab zum Hotel. Die Unterstützung kann ich in dem Zustand gut gebrauchen. Nach der Dusche geht es wieder gut, erschöpft, aber Happy.

Insgesamt wurde es dann der 95. Platz von 375 Finishern mit einer Zeit von 10:59:20 ohne Imst. :P Für mich ist ein supertolles Ergebnis. Die Steigungen gingen einigermaßen gut und auf den flachen Stücken war es recht schnell. Kann gut sein, dass ich nächstes Jahr wieder da bei sein werde – alleine oder als „Wasserträger“.

Gruß Dittmar
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Beitragvon Helmut » 25.09.2014, 02:55

Durifort hat geschrieben:Im Ziel begrüßt mich ein Teamkollege, der mit einem abgerissenen Schaltwerk nicht so viel Glück hatte.
Herzlichen Dank für Deinen Bericht Dittmar. Welches ist denn bitte Dein Team?

Ebenfalls "nicht so viel Glück" hatte der "trainingsschwache" Neu-Vater und Cervélover Lars, der seinen Alpen-Traum wegen fünf am Zeitlimit fehlender Minuten erneut begraben musste.

http://cervelover.blogspot.de/2014/09/b ... -ohne.html
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Durifort » 25.09.2014, 15:19

Ich war sozusagen "doppelt" unterwegs. Gemeldet war ich über den Organisator "Champions Training", mit der netten Truppe war es ein gutes Endura-Erlebnis. Von denen hatte einer nach 15 km ein abgerissenes Schaltwerk - echt viel Pech.

Gefahren bin ich in den Farben des Teams "Bürstner Dümo", mit denen ich im German Cycling Cup fahre - früher öfters, in dieses Jahr etwas weniger.
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Beitragvon Ötzy » 28.09.2014, 21:58

Ja, ein wenig böse ist er !
Und Opfer fordert er auch, dieser Alpentraum. Aber er bleibt mir in wirklich guter Erinnerung.
Die Pässe sind einfach eine tolle Herausforderung und bieten so viele Eindrücke, die man mit Worten nur schwer beschreiben kann.
Auch die Tatsache, dass ich wegen ein paar Minuten verspäteter Ankunft in Laatsch aus der Wertung genommen wurde, finde ich (heute) nicht dramatisch.
Die Regeln sind für alle gleich. Und wenn man vom Veranstalter Verantwortung, Sicherheit und eine vernünftige Organisation verlangt, muss man das konsequente Durchsetzen eigentlich noch hervorheben.

Ich hatte ein wirklich gutes Gefühl, machte nur wenige, kurze Pausen und war mit einem 23,5er Schnitt in den Alpen alles andere als langsam unterwegs - wenn auch nur die ersten 200 Km...
Das Hahntennjoch bin ich schneller hochgeklettert als je irgendeinen anderen Pass zuvor (waren bisher ja erst 10-15...) und auch die schmerzenden Knie ab der Pillerhöhe sollten mich nicht bremsen. Meinem Teamkollegen Lukas konnte ich ab der Labestation (es sollte meine letzte sein) am Reschenpass nicht mehr folgen und ich durfte den langen Weg am See bis nach Laatsch runter fast alleine bewältigen. Hier war mir bewusst, dass es eng werden könnte und ich hab mir selber in den Hintern getreten, mich angeschrien und die Kadenz bei 70 Sachen ordentlich hoch gehalten. Sich selber so zu pushen, dass man Gänsehaut bekommt, war an diesem Tag der emotionalste Moment. Hammer !
Es sollte nur nicht ausreichen. ;o)

Was mir den Tag gerettet hat, war ein Besenwagen der Extraklasse!
Zusammen mit Daniel konnte ich so noch die schönen Ausblicke am Umbrail und Stelvio geniessen und viele, viele Fahrer mit Leckereien aus dem Teamfahrzeug beglücken.
Die leidenden Kreaturen nimmt man, wenn man selber fährt, einfach nicht wahr. Da stolpern dir gestandene Alpenkrieger vom Rad und blicken dich mit leeren Augen an, bis man ihnen ein Stück Kuchen oder eine reife Banane in den Mund steckt, um dann nur mit dem Schließen der Augen die Dankbarkeit dieser Zuwendung signalisiert zu bekommen. Wilde Raubkatzen werden zu grauen Panthern...
Aber es gibt auch die starken Entschlossenen, welche auch 3 Kilometer vor dem Stelvio noch stoisch und irgendwie leichtfüßig die Kurbel drehen lassen, als wäre auf den letzten 230 Km kein Hügel im Weg gewesen.

Das ist beeindruckend! Aber auch stressig! Jetzt macht man sich Gedanken um die anderen Teamfahrer, leidet plötzlich mit dem RoadBIKE-Redakteur Alex mit, der auf seinem TITAN-Renner später zu selbigem wird, und verbringt so noch viele Stunden auf der Strecke und freut sich für alle, die es schaffen werden.
Die vollkommen überteuerte, aber sensationell leckere Wurst auf dem Stilfser Joch bekommt einen neuen Stellenwert und ein grün-gelbes Hirngespinnst (bei Fahrer und Beifahrer gleichzeitig!) gibt das Signal zum Halt um die Böschung in der Abfahrt abzusuchen - Nix passiert...Puhhh!!!

Alles andere wurde schon irgendwo geschrieben!

Höher. Weiter. Schneller. Muss das sein ?

Nicht unbedingt.
Und da bin ich dann bei den Worten, die ich bei der Bewerbung für das Team-Alpecin auf die Frage, "warum willst du bei einem Alpen-Marathon starten" geschrieben habe:
Wer will, der kann!

Aber es gibt noch so viele Möglichkeiten (durch die Berge zu kurbeln), die ich mir ebenfalls vorstellen kann, dass es eine Wiederholung nicht geben muss.

Lieben Dank an alle, die mir die Daumen gedrückt haben!
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Beitragvon Helmut » 13.10.2014, 22:28

Hier noch ein bebilderter Bericht von einem Alpecini:

http://www.teamalpecin.de/news/endura-a ... ennbericht
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Beitragvon Durifort » 24.10.2014, 18:23

Hallo Helmut,

danke für den Link, ein netter Bericht von Florian.

Auf dem Reschenpass ist er wohl meinem Hinterrad gefolgt.... aber nur einem vom Team "Bürstner Dümo 2" - eine kleine Gruppe von Fahrern deren Geburtstag mindestens ein Semi-Jahrhundert zurückliegt und die von dem Support des Team 1 (ähnl. wie beim Alpecin-Team) nur träumen können.

Anders als beim Team 1 wird, wenn es bei uns super läuft, ein GCC Rennergebnis auch mal nur 2 stellig, in der AK macht ein einstelliges Ergebnis happy.

Bei mir steht die Endura jedenfalls wieder auf dem Programm.

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