Doping und Supplemente im Radsport

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Helmut
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Doping und Supplemente im Radsport

Beitragvon Helmut » 05.12.2014, 00:46

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J. Treibel schrieb:

Doping und Supplemente im Radsport

Um die eigene Leistung zu optimieren, gibt es neben hartem Training in nahezu jeder Sportart Mittel, die Athleten auf die ein oder andere Weise Vorteile verschaffen können. Gerade der Radsport steht wegen zahlreichen Dopingskandalen im Verruf, was illegale Substanzen und Methoden der Leistungssteigerung anbelangt. Allerdings gibt es neben illegalem Doping auch einige absolut legale und durchaus sinnvolle Supplemente für Radsportler.

Doping im Radsport

Jan Ullrich hat gedopt und Lance Armstrong auch, Erik Zabel und natürlich auch Marco Pantani. Diese Liste könnte man lange so weiterführen. Spätestens nach der „Festina-Affäre“ bei der Tour de France 1998 schien klar: Wer im Radsport bei den Top-Events oben mitmischen möchte muss dopen.

Was war passiert? Damals wurden bei Willy Voet, einem Betreuer des Festina-Teams verschiedene illegale Substanzen gefunden, allen voran EPO (Erythropoetin). Glücklicherweise, jedenfalls für alle, die an einem cleanen Radsport interessiert sind, hatte Voet eine überaus genaue Buchführung über seine Dopingpraxis vorgenommen. Ein Jahr später veröffentlichte er sogar ein Enthüllungsbuch mit dem Titel "Massacre à la chaine" (deutscher Titel: „Gedopt: Der Ex-Festina-Masseur packt aus oder Wie die Tour auf Touren kommt“), in welchem er 30 Jahre Doping-Methodik aufarbeitet.

Wer sich etwas mit Radsport auskannte, wusste auch vorher schon, dass ein cleaner Top-Athlet eine wahre Rarität darstellte, doch dieses Ereignis und die darauf folgenden lieferten den handfesten Beweis und brachten die Doping-Thematik verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit. Es folgten nach und nach Geständnisse von „Dopingsündern“, die Verfolgung und Bekämpfung wurde auf verschiedenen Ebenen massiv verstärkt und viele Athleten noch Jahre später des Dopings überführt (z. B. 24. Juli 2013 – Veröffentlichung einer Untersuchung der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats zur Tour de France 1998. Auf der Liste stehen der Sieger Marco Pantani sowie der Zweite Jan Ullrich, außerdem 55 weitere Teilnehmer.)

Dopingmittel im Radsport

EPO


Radfahren ist ein extrem fordernder Ausdauersport. Wie bei jeder Ausdauersportart spielt die Anzahl der Erythrozyten (rote Blutkörperchen) eine große Rolle für die Leistungsfähigkeit. Je mehr davon vorhanden desto mehr Sauerstoff steht den Zellen zur Verfügung. Damit erhöht sich die Ausdauerleistung und der Fahrer kann länger, stärker in die Pedale treten. Erythropoetin (EPO) ist ein Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen während der Blutbildung. EPO steht seit 1990 auf der Dopingliste der internationalen Anti-Doping-Organisation (WADA).

Blutdoping

Die zweite große Dopingmethode im Radsport ist Bludoping mit Erythrozytenkonzentraten. Ziel ist auch hier die die Erhöhung der Zahl an roten Blutkörperchen im Blutkreislauf des Athleten. Dazu wird Blut des Sportlers oder eines geeigneten Spenders entnommen und die roten Blutkörperchen in einer Zentrifuge von den übrigen Blutbestandteilen getrennt. Das gewonnene Konzentrat wird zum Doping verwendet. Blutdoping steht seit 1988 auf der Liste der WADA.

Amphetamine

Amphetamine sind synthetisch hergestellte Stimulanzien, die sowohl als Partydrogen als auch zum Doping eingesetzt werden. Bis in die 70er Jahre waren sie das Hauptdopingmittel im Radsport. Sie erhöhen die Wachheit und Konzentrationsfähigkeit, Verdrängen Hunger und Durst und ermöglichen es dem Konsumenten seine Kraftreserven fast vollständig auszuschöpfen. Da die Mittel sehr leicht nachweisbar sind wurden sie durch die bereits genannten, subtileren Methoden ersetzt. Allerdings werden auch noch heute viele Athleten positiv auf Amphetamine getestet.

Supplemente im Radsport

Wie in jeder leistungsorientierten Sportart gibt es auch im Radsport mehr oder weniger sinnvolle nahrungsergänzende Mittel, die dabei helfen sollen:

- die Ernährung zu optimieren
- eine schnellere Regeneration zu ermöglichen
- die eigenen Reserven besser auszuschöpfen

Proteine

Proteinsupplemente sind die am weitesten verbreiteten unter Sportlern allgemein. In jedem Fitnessstudio findet man den “obligatorischen” Eiweißshake. In der Health-Claims Verordnung, in der die europäische Kommission regelt, welche gesundheitsbezogenen Aussagen über bestimmte Inhaltstoffe und Supplemente getroffen werden dürfen, heißt es bzgl. Proteinen:

- Proteine tragen zu einer Zunahme an Muskelmasse bei
- Proteine tragen zur Erhaltung von Muskelmasse bei
- Proteine tragen zur Erhaltung normaler Knochen bei

Damit wird eigentlich nur gesagt, was jedem Sportler ohenhin klar sein sollte: Um Muskeln, egal in welcher Sportart, aufzubauen, wird ausreichend Eiweiß benötigt. Wer das über die normale Ernährung nicht schafft, hat mit Eiweißpulver die Möglichkeit nachzuhelfen.

Zu beachten sind hier die unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen Sorten. Whey Protein z.B. wird sehr schnell vom Körper verarbeitet und eignet sich damit für Phasen, in denen akut Proteine benötigt werden, wie nach einer intensiven Trainingseinheit. Andere Sorten sind besser für eine Langzeitversorgung mit Aminosäuren geeignet. (Quelle: www.eiweisspulver-test.com)

Kohlenhydrate

Kohlenhydrate sind im Ausdauersport extrem wichtig. Ohne prall gefüllte Glykogenspeicher geht bei einer richtigen Tour gar nichts. Hierfür braucht man aber keine Supplemente, sondern eine clevere Ernährung mit dem richtigen Timing. Die Kohlenhydratspeicher sollten schon am Tag zuvor mit langkettigen Kohlenhydraten gefüllt und am Morgen vor der Tour nur noch mit einem leichteren Frühstück z.B. Brötchen mit Honig oder Marmelade komplettiert werden.

Die Supplemente kommen ins Spiel wenn die Speicher während der Tour aufgebraucht werden. Hier sind “sehr schnelle” Kohlenhydrate gefragt. Dazu bietet sich Maltodextrin gelöst in Wasser an. Bei Maltodextrin gibt es überlicherweise die Sorten 6, 12 und 19. Diese Zahlen geben das Dextrose-Äquivalent an und damit, vereinfacht ausgedrückt, das Verhältnis von lang- und kurzkettigen Kohlenhydraten. Je höher die Zahl desto kurzettiger die Mischung. Während einer Tour ist Maltodextrin 19 die richtige Wahl.

Alternativ werden auch häufig Gels mit Kohlenhydraten verwendet (enthalten ebenfalls Maltodextrin) oder Riegel mit vielen Kohlenhydraten.

Koffein

Koffein ist in vielen Supplementen für Sportler enthalten und spielt sowohl im Radsport, als auch in der Gesellschaft allgemein eine große Rolle. Es gehört zur Gruppe der Stimulanzien.

Die Hauptwirkung von Koffein ist eine erhöhte Wachheit und evtl. Steigerung der Konzentrationsfähigkeit. Dazu kommen folgende weitere für einen Sportler relevante Wirkungen:

- Erhöhung der Kontraktionskraft des Herzens
- Steigerung der Herzfrequenz
- Bronchialerweiterung

Die Wirkungen des Koffein laufen darauf hinaus, die eigenen Kraftreserven besser ausschöpfen zu können. Eine sehr große Zahl von Radsportlern nutzt daher Koffein vor und während Touren. Hier sollte man besonders aufpassen nicht zu hoch zu dosieren, um nicht gegenteilige Wirkungen hervorzurufen oder sogar gesundheitliche Schäden zu risikieren. Seit 2004 steht Koffein nicht mehr auf der Dopingliste der WADA.

Bild: Shutterstock
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.

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