Radunfälle 10 % gestiegen: Was die Allianz daraus folgert

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Helmut
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Radunfälle 10 % gestiegen: Was die Allianz daraus folgert

Beitragvon Helmut » 19.03.2015, 21:55

In einer grade bei mir dank Harterbrocken eingetroffenen Pressemeldung berichtet die Allianz von ca. 10 % gestiegenen Radunfällen in 2014 gegenüber dem Vorjahr. Das ist erschreckend. Um fast ein Fünftel (19 Prozent) stieg die Zahl der getöteten über 64-Jährigen auf dem Rad (von 181 auf 215). Die Anzahl der getöteten weiblichen über 64-jährigen Radfahrer stieg gar um ein Drittel (von 51 auf 68). Auf die möglichen Ursachen dafür geht diese Pressemeldung nicht ein. Ist die Anzahl der Radfahrten gestiegen? Nutzen immer mehr Senioren Pedelecs, mit denen sie schneller unterwegs sind? Ist das Klima unter den Verkehrsteilnehmern rauer geworden?

Fragen über Fragen. All die lässt die Allianz unbeleuchtet, um dann statt dessen in ihrer Meldung über die gestiegenen Unfallzahlen ihre alte Forderung nach einer Helmpflicht zu präsentieren. Da frage ich mich kopfschüttelnd, um wie viel Prozent denn die Anzahl der Radunfälle sinken würde, wenn alle Radfahrer immer einen Helm tragen würden? Ich werte die Pressemeldung der Allianz als groben Missbrauch statistischer Daten. Vertrauen in diese Versicherung weckt das bei mir nicht.

http://www.helmuts-fahrrad-seiten.de/Al ... 3_2015.pdf
Wenn's um die Wurst geht, sollte man gut abschneiden.
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Speedmanager
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Re: Radunfälle 10 % gestiegen: Was die Allianz daraus folger

Beitragvon Speedmanager » 19.03.2015, 22:07

Helmut hat geschrieben:Nutzen immer mehr Senioren Pedelecs, mit denen sie schneller unterwegs sind?
Was die wahrscheinlichste Erklärung wäre.
Helmut hat geschrieben:um dann statt dessen ihre alte Forderung nach einer Helmpflicht zu präsentieren. Da frage ich mich kopfschüttelnd, um wie viel Prozent denn die Anzahl der Radunfälle sinken würde, wenn alle Radfahrer immer einen Helm tragen würden?
Hier ist wahrscheinlich etwas Querdenken gefragt: Wenn es eine Helmpflicht gibt, der/die Verunfallte aber keinen getragen hat, kann man ja entsprechend die Versicherungsleistung kürzen. Das spart den Versicherungen enorm. Das kann man dann sogar bei Beinbrüchen versuchen.
Stockumer Junge
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Beitragvon Stockumer Junge » 20.03.2015, 00:08

Keine neue Entwicklung. Dies konnte man schon aus den 2012er Zahlen herauslesen:

http://forum.helmuts-fahrrad-seiten.de/ ... php?t=7026
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Zeven5
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Radunfälle

Beitragvon Zeven5 » 20.03.2015, 11:36

:mad: :mad: :mad:
Zu dieser veröffentlichten Statistik nur eines! BLÖDSINN!
Da ich selber beruflich seit 30 Jahren nur mit Verkehrsunfällen zu tun habe ist diese Helmpflichtdebatte einfach nur Schwachsinn.
Durch das Tragen eines Helmes wird doch der Unfall NICHT verhindert sondern das Verletzungsriskio am Kopf gemindert. Wenn Autofahrer beim Abbiegen, beim BLINDRAUSFAHREN aus Parkplätzen oder HOFEINFAHRTEN nicht genügend aufpassen hilft DIR lieber Radler auch KEIN Helm!
Das selbe gilt auch für RADLER, gegen die Fahrtrichtung, bei Rot über die Straße oder noch besser, gegen die Fahrtrichtung bei Dunkelheit OHNE LICHT, da verhindert auch das Tragen von 2 Helmen KEINEN Unfall!
Zum Helmtragen:MIT VERNUNFT ERREICHT MAN NUR VERNÜNFTIGE!
Wer nichts weiss muss alles glauben
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Grotefend
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Beitragvon Grotefend » 20.03.2015, 13:40

Erstaunlich, wie die bloße Nennung statistischer Fakten wütende Reaktionen ("Schwachsinn", "Missbrauch", "verlorenes Vertrauen" pp.) provoziert.
Darf denn eine Versicherungsgesellschaft, die ja zumeist gefordert ist, für die finanziellen Folgen der Unfälle einzustehen, sich keine Gedanken machen, wie die Anzahl bzw. die Schwere der Unfälle und damit die von ihr auszugleichende Schadenshöhe gemindert werden kann?
Den hierzu erhobenen Forderungskatalog an u.a. die Politik auf Helmtragen (das Wort Helmpflicht kommt dort übrigens gar nicht vor) zu reduzieren, grenzt schon an polemische Böswilligkeit.
Und dass vermehrtes Helmtragen die Unfallzahlen verringern würde, hat meines Wissens noch niemand behauptet, auch nicht die Pressemitteilung der Allianz. Doch aus eigener (leidvoller) Erfahrung weiß ich, dass die Folgen eines Zusammenpralls zwischen Auto und Radfahrer durch einen Helm erheblich gemildert werden.
Sonne in den Speichen sieht nur, wer sein Rad bewegt.
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VeloC
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Beitragvon VeloC » 20.03.2015, 18:04

Ehrlich gesagt, verstehe ich die Aufregung ebenfalls nicht. Mich hat die Pressemeldung eher positiv überrascht, da gerade Versicherungen ja sonst gerne ausschließlich auf der Helmfrage rumreiten. Aber die Forderung an Politik und Wirtschaft, sich deutlich mehr für die Sicherheit von Radfahrern und Fußgängern ins Zeug zu legen, z.B. durch Ausbau eines sicheren Radwegenetzes und nachhaltige Verbesserung der Crashsicherheit für die Unfallopfer außerhalb des Fahrzeugs, hätte auch von mir kommen können.

Die gewünschte Erhöhung der Helmtragequote - wie Grotefend schon schrieb, ist von Pflicht keine Rede - verstehe ich in diesem Zusammenhang eher als Aufforderung an die Helmhersteller, sich weiter in die Entwicklung stylisher, leichter, einfach gut tragbarer Helme zu knien, die auch Nichtsportler ansprechen. Womöglich ergänzt durch eine passende Imagekampagne des Verkehrsministeriums - besser als seinerzeit Ramsauers Kampfradler-Bashing wäre das allemal. Oh Mann, ich stelle mir gerade so eine PR-Aktion aus dem Hause Dobrindt vor: Erfolgreich aussehende Herren und Damen in Business-Kleidung mit Stadthelm (Modell Berlin) auf dem Kopf und flotten City-Pedelecs. Dazu der Spruch: Maut? Ohne mich!

:mrgreen:
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Tourini
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Radeln oder Helm

Beitragvon Tourini » 20.03.2015, 21:02

Hier mal eine persönliche und subjektive Einschätzung zum Thema Sinn oder Unsinn von Helmen.
Fahre ich mit dem Tourenrad und will nicht unnötig ins Schwitzen kommen usw. fahre ich höchsten 20 km/h. Mein Radar erfasst (hoffentlich) alle Gefahrenquellen die meine Birne ruinieren könnten und rechtzeitiges Bremsen verhindert zuverlässig selbiges. Mit dem RR oder MTB verlasse ich diese Komfort- und Sicherheitszone konsequent und fahre daher grundsätzlich bei diesen Gelegenheiten seit 1994 mit Helm.
Helmpflicht muss man geschwindigkeitsabhängig betrachten. Mofas mit Helm weil mit 25+ km/h unterwegs. Unter 25 km/h ist eine Helmpflicht indiskutabel!
Knud
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Versicherungsbrille

Beitragvon Knud » 20.03.2015, 21:48

Klar ist eine Versicherung ihren Aktionären verpflichtet. Und damit wird sie versuchen, ihre Ausgaben zu mindern. Das ist legitim. Damit ist es in ihrem Interesse Unfallursachen zu benennen und auch Dinge, die die Folgen mindern könnten.

Auch beim Beitrag der Allianz geht es vor allem an Schäden am Kopf. Nachgestellt werden entsprechnede Unfälle. Unterschlagen wird mal wieder, dass bei der Mehrzahl der Fahhradunfälle der Kopf unversehrt bleibt.

Ob das die Hauptargumentation der Allianz ist, oder die Verbesserung der Radwege (Hallo Allianz; viele üblichen Radwege sind gefährlicher als keine Radwege) kann jeder so interpretieren, wie er will.

Wichtig ist, dass diese betriebswirtschaftliche Brille nicht allein bestimmend bleibt. Und volkswirtschaftlich sieht das schon anders aus: Wo viele Radler unterwegs sind, passieren weniger Unfälle, ich denke dass das inzwischen klar ist. Und Radfahren hat viele positive Effekte. Also sollte man das Radfahren fördern mit besseren Wegen für Radfahrer und geeigneter Öffentlichkeitsarbeit. Und dann kann man auch gerne für das Tragen von Helmen werben.

Davon aber sehe ich nicht viel in Hamburg. Und im Bund scheuit die alte Logik weiter zu sein: Verker ist Auto-Verkehr.

Knud
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VeloC
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Beitragvon VeloC » 21.03.2015, 08:31

Knud hat geschrieben:Auch beim Beitrag der Allianz geht es vor allem an Schäden am Kopf. Nachgestellt werden entsprechnede Unfälle. Unterschlagen wird mal wieder, dass bei der Mehrzahl der Fahhradunfälle der Kopf unversehrt bleibt.
Der zweite Satz ist größtenteils falsch, der dritte stimmt voll und ganz. Diese Kombination sehe ich auch kritisch. Nach den zitierten Zahlen entsteht fast jede zweite Verletzung (keine Rede von Kopf-) durch Kollision mit einem PKW, davon wiederum 80% durch Frontalaufprall. Und das bedeutet üblicherweise, dass der Raddfahrer erst mit voller Wucht auf die Frontscheibe prallt und anschließend auf die Straße stürzt. Das wurde im Labor simuliert.

Und genau hier fehlt die Butter bei die Fische. Erstens die konkrete Schilderung der Art der Verletzungen. Für einen Radfahrer, der sich bereits beim Aufschlag auf die Frontscheibe das Genick gebrochen hat (diese Gefahr womöglich sogar verschärft durch einen Helm?) oder der sich an den Glasresten die Arterien aufgeschlitzt hat, ist es reichlich wurscht, ob er sich beim anschließenden Sturz auf die Straße auch noch den Kopf verletzt.

Wo bleibt also der Bogenschlag zu den Forderungen auf der ersten Seite? Durch die Blume kommt er schon rüber: Liebe Politiker, sorgt doch bitte für ein Tempolimit! Liebe Autoindustrie, baut doch bitte die Erkennungssysteme und die Außenairbags serienmäßig ein! Nochmal an die lieben Politiker: Wenn die das nicht freiwillig tun, schreibt es ihnen doch bitte vor!

So knallhart konkret werden die Schreiber aber nicht. Stattdessen erfolgt jetzt ein Schwenk zu Unfällen mit Kopfverletzungen und ein Loblied auf das Helmtragen. In sich durchaus schlüssig, aber zusammen mit dem fehlenden Appell an die wirklich mächtigen Entscheidungsträger entsteht schon der Eindruck, hier sollte mal wieder alle Verantwortung an die Opfer abgeschoben werden. Auch wenn ich das an dieser Stelle nicht daraus lese. Fehlende Courage dagegen schon.

Manchmal wäre ein bisschen weniger Leisetreten und ein bisschen mehr Faust auf den Tisch durchaus angebracht. Die Versicherungsverbände stellen eine mächtige Lobby, die sich vor Politik und Autoindustrie eigentlich nicht verkriechen müsste. Da könnte doch auch eine einzelne Versicherung sich relativ gefahrlos aus dem Mauseloch wagen. Meine Meinung.

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